Tschaikowskys Eugen Onegin am Staatstheater Nürnberg
Müsste die Tschaikowskys bekannteste Oper nicht eigentlich Tatjana heißen?
Jein – denn die drei Akte der „Lyrischen Szenen“, wie der Komponist sein Werk gattungsmäßig nannte, könnten auch jeweils nach den Hauptpersonen der jeweiligen Akte benannt werden: Tatjana, Lenskij, Onegin. Wer jedoch die vermutlich beliebteste Szene, die Briefszene, und den letzten Auftritt im dritten Akt so stark zu machen weiß, wie wir’s am Abend während der Premiere im Nürnberger Staatstheater erlebten, könnte auf die Idee kommen, dass Eugen Onegin in Wahrheit Tatjana heißt, und dies nicht allein deshalb, weil die Sängerin der Partie, die als Einspringerin den Abend rettete, witzigerweise fast den Vornamen ihrer Heldin trägt: Tetiana Miyus. Wenn es stimmt, dass sich der homosexuelle Komponist nicht nur, das sind so Thesen, mit dem auf Olga eifersüchtigen Onegin, sondern vor Allem mit „seiner“ Tatjana identifizierte, hat...
Manchmal waren sie wirr, manchmal etwas langweilig, manchmal brillant und bewegend, mit einem Wort: oft einfach gut und unterhaltsam. Egal, ob sie immer durchgehend „gelungen“ waren (sie waren oft gelungen) - vergessen konnte...
Für Richard, Cosima, die Kinder und den Hund: Eine Art Festival
„Hier wohnte Richard Wagner vom April-August 1872 zur Zeit der Grundsteinlegung zum Festspielhaus“ - die Tafel hängt immer noch an der Außenwand des...
Der Sinnspruch, dass große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen, trifft auf die Geschichte in verschiedener Hinsicht zu – nicht allein in die Zukunft deuten manche Schemen, sondern auch in der lokalen, der „kleinen“ Historie werden jene Entwicklungen bemerkt, die alsbald zu einer neuen Bewegung oder Strömung anwachsen könnten. So geschah es im Jahre 1919 auch im beschaulichen Marktflecken Zell, als ein Mann versuchte, eine Revolution anzuführen – und es ihm, wenngleich nur für einen begrenzten Zeitraum, auch tatsächlich gelang.
Die „Urkatastrophe...
Endlich erschienen: Der 26. Band der „Sämtlichen Briefe“ Richard Wagners
Was ist wichtiger als Wagner-Sekundärliteratur? Quelleneditionen. Denn jede Publikation eines authentischen Wagner-Dokuments vermag unseren Blick auf Wagner zu erweitern. Dies gilt in besonderem Maß...
Gerade bin ich auf dem Rom-Trip. Nicht mit dem Auto oder mit dem Zug, obwohl mir das auch nicht unrecht wäre, sondern auf dem literarischen Rom-Trip. Philosophen, Poesie, Archäologie, der Stoff ist unerschöpflich....
Adorno, dem sachliche Irrtümer vorzuwerfen so leicht ist wie bei ihm immer wieder verblüffend richtige Beobachtungen zu bemerken – Adorno hat in seinem „Versuch über Wagner“ die zentrale Gestalt des „Ring“ konzis charakterisiert....
Die Welt ist zart, / die Welt ist hart, / die Welt ist kein Kartoffelsalat – zugegeben: als Lyrik scheint das nicht recht zu taugen, aber im Licht der unsterblichen Unsinnspoesie eines Busch oder Gernhardt betrachtet könnte die werte Leserin darauf kommen, dass der Welt, wie sie jetzt ist, scheint und sein sollte, allein mit derartig notdürftig gereimten Einfällen beizukommen ist. Wo „Kultur“ zu einem wunderschönen Anhängsel der (Welt-)Politik...
Entfremdung, Eros, Zugehörigkeit, Ekel – so lauten die Überschriften, unter denen die Aufsätze des Begleitbandes zur Wagner-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin abgeheftet wurden. Es sind positive und negative Termini, mit denen man sich den Opern und Musikdramen und dem Leben des Gesamtkunstwerklers nähert: meist im Hinblick auf die deutsche Gesellschaft, der sich Wagner mit seinen Ideen und Überzeugungen, aber auch seinen revolutionären Kunstattacken einschrieb. So gesehen, ist es...
Letztes Jahr machte er viel Lärm auf der Gasse der Bayreuther Festspiele: der neue „Ring“, inszeniert von Valentin Schwarz. Heuer haben sich, was zu vermuten war, wie schon wähend des zweiten Zyklus des letzten Jahres die Gemüter ein wenig beruhigt, auch wenn der Dirigent und damit sämtliche Musiker im Graben ein paar respektlos-ridiküle Buhs abbekommen. Hat man ihn wieder mit dem Regisseur verwechselt? Man weiß so wenig.
Mag sein, dass...
„Die Frage des Regisseurs ist doch: Wie kann man einen persönlichen Zugang in den Werken finden, der für uns eine Bedeutung jenseits des Offensichtlichen...
Als Heiner Müller 1993 bei den Bayreuther Festspielen den Tristan inszenierte, stellte er fest, dass sein Stück Quartett, das er 1980 nach dem berühmten...