Gerade bin ich auf dem Rom-Trip. Nicht mit dem Auto oder mit dem Zug, obwohl mir das auch nicht unrecht wäre, sondern auf dem literarischen Rom-Trip. Philosophen, Poesie, Archäologie, der Stoff ist unerschöpflich. Dr. Frank Pionteks Artikel über Petronius, den Sie aus dem Kulturbrief kennen, fachte meine Leselust auf News aus der Ewigen Stadt an und nachdem ich einiges aus der Zeit der alten Römer gelesen hatte, war jetzt Lektüre über dieselben an der Reihe. Besonders gefreut habe ich mich auf die Neuerscheinung im C.H.Beck Verlag: Dark Rome. Das geheime Leben der Römer. Von Michael Sommer. Klingt doch richtig gut, nicht wahr? Ist es aber leider nicht. So viel sei schon vorab verraten: Das Buch strotzt zwar vor Fachwissen, wird aber – vielleicht genau aus diesem Grund – den Erwartungen, die der Titel schürt, nicht gerecht. Dabei zieht der Autor die fast schon anachronistisch wirkende Effekthascherei auch im Inhaltsverzeichnis durch. Mit so kecken Überschriften wie „Im Dienste seiner Majestät“ und „Schuld und Sühne“ macht das Buch richtig Lust auf mehr. Dann aber folgt die große Ernüchterung. Der Schreibstil ist trocken. Schnell wird einem klar, dass es um Wissensvermittlung im akademischen Sinne geht. Zitate folgen auf umständlich erläuterte Sachverhalte, Begriffsdefinitionen wechseln sich mit historischen Fakten ab. An sich ist das natürlich nichts Schlechtes. Es handelt sich um ein solides Geschichtsbuch, gut recherchiert und auf dem neuesten Forschungsstand. Nur leider ist es fade. Nun wird der versierte Leser sich fragen, warum ein Sachbuch unbedingt spannend geschrieben sein sollte. Die Antwort ist einfach: Weil es, wie uns die englischen und amerikanischen Historiker und Historikerinnen immer wieder vorführen, möglich ist und zweitens, weil die Aufmachung des Buches Spannung evoziert, die dann leider nicht folgt. Ich habe aber eine Lösung für das Lesedilemma gefunden und den Umschlag kurzerhand beiseitegelegt, die Überschriften ignoriert und das Buch als Informationsquelle genutzt. Unter dieser Prämisse ist es lesenswert, ja empfehlenswert. Zwischendurch, kurz vor dem Wegnicken, habe ich noch schnell das Buch Heiliger Zorn von Catherine Nixey verschlungen. Ein sehr unterhaltsames, packendes, wenn auch teilweise unpräzises Buch über die frühen Christen, die alles, was Michael Sommer im Vergleich dazu quellengetreuer beschreibt, mit unerbitterlicher Konsequenz vom Erdboden getilgt haben. Von daher ist es eben doch gut, dass dieses nahezu vergessene Wissen durch Neuerscheinungen wie Dark Rome wieder der Allgemeinheit vermittelt wird. Wenn dafür etwas Marktschreierei nötig ist, dann bitte schön.