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Dickschädels Reisen: Ein Reisebuch auf den Spuren Anton Bruckners

„R. träumt, daß ein Papst mit dem Aussehen von dem Musiker Bruckner ihn besuche, durch meinen Vater eingeführt (ungefähr Kaiser v. Brasilien), und wie R. ihm die Hand küssen will, küßt sie ihm S. Heiligkeit und nimmt darauf eine Flasche Cognac mit.“ „R“, das ist kein Anderer als Richard Wagner, dessen Traum die Ehefrau am 22. April 1881 dokumentiert hat. Wir finden die surreale Szene in einem höchst bemerkenswerten Buch, das pünktlich zu Anton Bruckners 200. Geburtstag eschien.

In der Heimat des großen Symphonikers und Kirchenmusikkomponisten, dessen Geburtstag in „seiner“ Region besonders intensiv gefeiert wird, gibt es noch viel zu entdecken: vor allem dann, wenn man die Vergangenheit mit der Gegenwart kreuzt. Tut man’s dann noch mit so viel literarischem Charme, faktenmäßiger Informiertheit und dem Adlerblick für das Wesentliche, kann nur ein neues, weiteres Buch über den „Mostkopf“ aus Ansfelden herausspringen. Dickschädels Reisen ist ein Reisebuch, das man mit großem Vergnügen im heimischen Lesesessel genießen, auf die Reise durch Bruckners Lande mitnehmen oder als Biographie in nuce zur Hand nehmen kann. In knapp 40 Kapiteln geleitet uns der Autor Florian Sedmak („Punkrocker im Vorruhestand, musikalisch in der Welt von Bach zuhause, Texter sowie Qu-Gong-Student und Lehrer“) von Ansfelden über Hörsching und Windhaag und natürlich Linz und St. Florian hin zu all den anderen mehr oder weniger bekannten Orten und Örtchen, in denen Bruckner gelernt, gespielt, gesoffen und sich verliebt hat. Sedmak nähert sich dem Kosmos, den Bruckner für Wien verlassen hat, und in den er immer wieder heimkehrte, ohne in ihm aufzugehen, mit Liebe und zarter Ironie. Er parallelisiert manch Szene, Jim Jarmusch und der Film sind nicht weit, er streift durch die Häuser, Kirchen, Gasthöfe und Schulen, um uns einen Bruckner von innen und außen zu bieten, der den Menschen in seiner ganzen Größe und Bedingtheit, in seinen Schrullen, seinen durchaus opportunistischen Anwandlungen und Größenphantasien, in seinen liebenswürdigen Zügen und seiner immer bemerkenswerten Unbedingtheit zeigen.

So gerät buchstäblich das Ganze in den Blick: die Orgelbank und der Berg, der See und das Seiderl, Kunst und Krebse, Traumtheorie und Tanzgeigenspiel, Fuge und Fähre, Minne und Messe, Dorf und Stadt. Werk und Leben werden aufeinander bezogen, ohne ihrer Unterschiede verlustig zu gehen; was bleibt, ist eine fröhliche Wissenschaft, die durch Bruckner in eine Gegenwart zu schauen vermag, die manchmal völlig anders, gelegentlich erstaunlich ähnlich ist. Der „zwanglose Streifzug“ durch die Orte entpuppt sich als Cicerone, der von der Biographie des Musikers – und dem im bestem Sinne feuilletonistischen Stil zusammengehalten wird. Die „Einladung, sich zwischen Ansfelden und Wolfern nach eigenem Dafürhalten an die Spuren eines Menschen zu heften, den man nicht zwingend mögen muss, aber nur schwerlich uninteressant finden kann“, wird gern angenommen. Schön also, dass wir mit Sedmak und seinem Vorwortler Norbert Trawöger nun denkbar leichtfüßig und literarisch einfach nur kurzweilig in Bruckners inneren und äußeren oberösterreichischen Raum hineinreisen können.

Florian Sedmak: Dickschädels Reisen. Durch Oberösterreich mit Anton Bruckner. Verlag Anton Pustet, 2024. 272 Seiten. 25 Euro

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