„Ich bin Jude − hiermit ist für Sie alles gesagt“. Mit diesen Worten kündigte sich ein Mann in Tribschen an, der zu den tragischsten Gestalten in Wagners Umkreis gehörte. Geboren wurde er 1847 in Starokostjantyniw, dem ukrainischen Teil des damaligen Zarenreichs. Sein Vater lebte später in Charkiw, er selbst hat seit 1858 in Mitteleuropa gewirkt: zunächst in Wien und Salzburg, dann in Bayreuth, wo Joseph Rubinstein sich zu den „Prinzipien des Meisters von Bayreuth“ bekannte, indem er in die „Nibelungenkanzlei“ eintrat. Bis 1876 gehörte er zu den jungen Leuten, deren Arbeit als Assistenten der ersten Bayreuther Festspiele unverzichtbar war. Rubinstein hatte Fähigkeiten, die über das Korrepetieren und Notenkopieren hinausgingen: als Konzertpianist sollte er noch Jahre später Lorbeeren einsammeln. Die Eröffnung der Festspiele konnte er trotzdem nicht miterleben, weil ihn seine psychische Empfindlichkeit daran hinderte, obwohl ihn Wagner sehr schätzte. 1877 trat Rubinstein wieder auf Wagner zu, der ihn bald als Hauspianist engagierte, doch blieben Probleme nicht aus, weil Wagner und seine Frau gelegentlich die angebliche Unvereinbarkeit des jüdischen und des deutschen „Wesens“ zur Sprache brachten. Dennoch müssen die letzten Jahre für den Musiker, der auch durch die Bearbeitung einiger Wagner-Werke Unsterblichkeit errang, die glücklichsten gewesen sein, weil die Spannungen letzten Endes unwichtiger waren als die fruchtbaren Begegnungen in Gespräch und Musik. 16 Monate nach dem Tod seines Herren brachte er sich um – umso bewegender, dass Cosima Wagner seine sterblichen Überreste auf dem Jüdischen Friedhof in Bayreuth begraben ließ.