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Das Fischerstechen

FestkulturDas Fischerstechen

2021 fiel es buchstäblich ins Wasser, wobei es doch gerade darum geht, den Gegner in dasselbe zu befördern.

Die Rede ist vom Fischerstechen. Besucher der Bamberger Sandkerwa werden es kennen, denn es gehört zu den Attraktionen in der Stadt an der Regnitz, auf der schon im 15. Jahrhundert der Wettkampf ausgetragen wurde. Wesentlich älter sind die Fischerstechen gewesen, die wir aus dem alten Ägypten kennen – in Europa taucht der Brauch dann buchstäblich im späten Mittelalter, also seit dem 14. Jahrhundert, in fast allen Fluss- und Seestädten auf: in deutschen Gefilden, aber auch in Frankreich und in der Schweiz, in England, Venedig und überall dort, wo man Spaß daran hatte, sich nass zu machen. Die alternativen Namen des Brauchs sagten‘s deutlich genug: Lanzenstechen, Wasserstoßen, Schiffer- oder Wasserturnier und „boat tournament“. Der Historiker spricht gern vom „gesunkenen Kulturgut“.

Tatsächlich versuchten die Fischerstecher zunächst, die auf dem Land ausgetragenen Turniere samt Kostüm und Waffen aufs nasse Element zu übertragen, doch muss man eingesehen haben, dass es lebensgefährlich und unpraktisch ist, sich mit dem schweren Gerüst und Gerät der Ritter zu bekämpfen. Noch im 16. Jahrhundert sollen in Westmister zwei Kämpfer ertrunken sein, was angesichts eines Harmischgewichts von 60 Pfund nicht verwundert. Schon seit langer Zeit treten die beiden Kämpfer bzw. Kämpferinnen – denn aus dem Fischerstechen wurde inzwischen auch ein Fischerinnenstechen – mit leichtem Gerät, also gelegentlich geschmückten Lanzen mit Lederpuffer, gegeneinander an. Nur im südfranzösischen Sète treten die Kontrahenten heute noch mit spitzen Lanzen auf – woanders geht es ziviler zu. So stellen sich die „Fischer“, die längst nicht mehr alle aus dem gleichnamigen Gewerbe kommen, auf eine Plattform am Bootsende und werden unterstützt von den Ruderern, die möglichst eng ans andere Boot fahren, damit die Kämpfer ihre Stöße so gerade wie möglich führen können.

Das Fischerstechen ist nicht nur selbst ein Fest, sondern oft in größere Feste wie der Fastnacht eingebettet. Wurde 1530 in München zu Ehren Kaiser Karls V. ein Fischerstechen auf der Isar veranstaltet, so fanden sich die Wittelsbacher im 17. Jahrhundert am Würmsee, dem heutigen Starnberger See, ein, um neben dem Bucintoro, dem fürstlichen Prachtschiff, ihre Fischer dort ins Wasser springen zu lassen, wo seit der Prinzregentenzeit, seit 1907, das Fischerstechen eine glanzvolle Tradition fortführt und stets ein neuer Fischerkönig gekürt wird: nach Regeln, die mancherorts allein mündlich weitergegeben werden.

Am oberbayerischen See liegt der Grund für das Fest in der Konstituierung der Fischeinigung, einer See- und Fischordnung mit jährlichen Fischertreffen – auch wenn der Freizeitsport aus dem militärischen Mittelalter zu kommen scheint. Auf soziale Differenzen, die ihre fröhliche nassforsche Auflösung im spielerischen Wettbewerb finden, mag das Türkenfelder Lanzenstechen zurückgehen, das zwischen Fischern und Bauern ausgetragen wird. Die regionalen Unterschiede sind v.A. an den Kostümen und Figuren ablesbar, die auf der Donau zu Ulm ungewöhnlich prachtvoll und reichhaltig ausfallen.

Das Schifferstechen, wie es auch genannt wurde, hat seine fränkische Heimstatt heute in Bamberg im Rahmen der Sandkerwa, im oberfränkischen Bischberg bei Kirchweih, in Nürnberg auf dem Altstadtfest und in Würzburg, wo es aus älteren Bräuchen wie dem Fischertanz an Pfingsten hervorging.
In Bayreuth gab‘s noch nie ein Fischerstechen, da der Rote Main weder damals noch heute dafür geeignet war. Doch wäre ein Wasserfest in der Wilhelminenaue nicht eine wunderbare Sache?

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