Sie war eines der wenigen Genies der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Mit ihren Gedichten – und ihrer besonderen Art – hatte die junge Österreicherin in den 50er Jahren Aufsehen erregt. Mit 25 Jahren trat sie zum ersten Mal bei der legendären Gruppe 47 auf, die ihr im folgenden Jahr den Preis verlieh; später folgte der nach Georg Büchner benannte bedeutendste deutsche Literaturpreis. Sie war umschwärmt, wurde mit der Wasserfrau Undine (der sie eine Erzählung widmete) verglichen und war mit den Größen Paul Celan, Hans Werner Henze und Max Frisch befreundet und, wie in letzterem Fall, auch beziehungsmäßig verbunden. Noch heute werden ihre Gedichte, Erzählungen, Romane und Hörspiele gelesen – die Texte einer Frau, die aus der deutschen Literaturgeschichte nicht herauszudenken ist. 1965 führte sie der Weg nach Bayreuth, zusammen mit herausragenden Intellektuellen der Bundesrepublik leistete sie, einem Ruf des politisch-literarischen Blechtrommlers Günter Grass‘ folgend, Schützenhilfe für den Kanzlerkandidaten Willy Brandt, der auch für die Dichterin „die einzig mögliche seriöse Figur in diesem Land“ war. Am 4. September, einem Samstag, traf man sich in der Stadthalle; die Bachmann hielt, im Unterschied zu ihrem Freund, dem Komponisten Henze, keine Rede, aber sie glänzte durch ihre Anwesenheit. Eine Reihe von Fotos zeigt sie in heiterer Runde: immer im optisch-charmanten Mittelpunkt. Kurz zuvor hatte sie mit den Todesarten ein unabschliessbares Großprojekt begonnen, schon acht Jahre später starb sie unter tragischen Umständen: im Feuer. In Bayreuth aber glühte sie noch voll Elan: für den Kandidaten – und ihre Trabanten.