10.6 C
Bayreuth
Montag, 29. April 24

Faszinierend, doch nicht fern

Das Buch zur wiedereröffneten Archäologischen Staatssammlung München Erst...

Vom Grünen Hügel

Tonbandgespräche mit Wolfgang Wagner Bayreuth 14. August 1999...

Und trotzdem

Götterdämmerung am Landestheater Coburg Noch immer stören sie:...

Podcast: BAYREUTH ERLEBT. Tonbandgespräche mit KS René Kollo

PodcastPodcast: BAYREUTH ERLEBT. Tonbandgespräche mit KS René Kollo

Der Tenor René Kollo (*Berlin 20.11.1937)

begann seine Musikerlaufbahn zunächst als Schlagersänger.1958-65 studierte er bei Elsa Varena in Berlin Gesang und debütierte 1965 am Stadttheater in Braunschweig. 1967-71 war er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg verpflichtet. 1969 sang er erstmals bei den Bayreuther Festspielen, wurde weltweit als Wagner-Tenor bekannt und trat 1976 als Lohengrin erstmals an der Metropolitan Opera in New York auf. Ausserdem gastierte er an der Mailänder Scala, in Bologna und an der Wiener Staatsoper. Schwerpunkt seines Repertoires bildeten Wagner-Partien. Kollo erlangte aber auch als Operettentenor grosse Popularität. (Das neue Lexikon der Musik / Verlag J.B. Metzler)

René Kollo bei den Bayreuther Festspielen.

In der Rolle des Steuermann in der Oper ‘Der fliegende Holländer’ debütierte René Kollo 1969 in Bayreuth. Bis 1982 glänzte er auf dem Grünen Hügel in den Rollen des Froh, Erik, Lohengrin, Stolzing, Parsifal, Siegfried, Tristan und wurde einer der weltweit grössten Wagner-Tenöre.

2014 schrieb Florian Zinnecker in der Süddeutschen u.a. folgende Zeilen:

„René Kollo, Heldentenor. Elfmal hat er bei den Bayreuther Wagner-Festspielen den Siegfried gesungen,fünfmal Parsifal, neunmal Walther von Stolzing in den Meistersingern, dreizehnmal Lohengrin, achtmal Tristan. Männer, die Schwerter schmieden, Drachen erschlagen und Frauen von brennenden Felsen holen. Halsbrecherische Partien, das grosse schwere Wagner-Fach.

„Tristan ist mörderisch“, sagt Kollo, „Sie stehen vor dem Mount Everest, klettern hoch, und wenn sie wieder unten sind, stehen da noch zwei Achttausender. Wenn sie es ernst nehmen, stehen Sie kurz vor dem Herzinfarkt“. Kollo liess sich in den Bühnenboden Trinkflaschen einbauen, damit er an den Stellen, an denen er als Tristan zusammenbrechen musste, trinken konnte, um durch den dritten Akt zu kommen. Als bester Wagner-Tenor der Welt galt René Kollo damals, der Ring mit ihm, inszeniert von Patrice Chéreau, heisst heute Jahrhundert-Ring“.

Bayreuth erlebt, Tonbandgespräche mit René Kollo

wurde 1995 in Luxemburg aufgezeichnet. Kollo lebte mit seiner Familie in Luxemburg, seine zwei Kinder besuchten die Europaschule. Kollo stand damals bereits seit fast 30 Jahren in den grossen Partien auf den Bühnen der Welt und erzählte über den Jahrhundertring von Chéreau, über den Tannhäuser in München, eingeblendet wurde auch ein Teil eines Gesprächs aus dem Jahr 1982.

Podcast René Kollo Teil 1: 20’41”

Podcast René Kollo Teil 2: 15’23”

Eine Einladung zum Vorsingen in Bayreuth

In seiner Autobiografie „Die Kunst, das Leben und alles andere…“ die 2004 beim Henschel Verlag Berlin erschienen schreibt René Kollo auf Seite 70 folgende Zeilen:

„Im Jahr 1968 kam einer der entscheidensten Momente in meiner Karriere: eine Einladung zum Vorsingen in Bayreuth. Ich hatte mich schon lange mit Wagner, Nietzsche und den geistigen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts beschäftigt, und insbesondere Wagner bleibt für mich ein Wunder. Jede Art von politischer Diskussion verstummt, wenn das Vorspiel der Meistersinger oder des Tristan oder des Parsifal erklingt, und so wie Lohengrin nur kurze Zeit bei uns blieb, so ist Wagners Ankunft und sein Hier-Bleiben ein Wunder gewesen, das in der kurzen Spanne Zeit, die er in dieser Welt tätig war, ein ungeheuerliches und immer noch unbegreiflich geniales Werk schuf und es uns zur Freude und Religion, denn jede Kunst ist Religion, hinterliess. Folglich tat ich in den ersten Stunden nach meiner Ankunft in Bayreuth genau das, was jeder Tourist tut, nämlich alle Wege abzulaufen, auf denen der „Meister“ fast noch greifbar erscheint. Wahnfried, das alte Opernhaus, sein Grab, und dann endlich – der Grüne Hügel. Wie könnte ich beschreiben, was mir für ein Gefühl durch den Bauch ging, als ich zum ersten Mal hinaufschlenderte. Die Spanne der Gedanken reichte von grösster Demut bis zu dem jugendlichsten Grössenwahn, ich werde da schon zeigen, was ich könne.

Offenbar hatte sich herumgesprochen, dass ich, der ehemalige Schlagerheini, an diesem Mittag vorsingen sollte, und so standen eine Menge Sängerkollegen auffällig-unauffällig hinter der Bühne herum. Ich ging auf die für mich damals wie heute noch immer heiligen Bretter und wurde von einer Stimme aus dem dunklen Theater sehr nett angesprochen. Hier würde man keinen fressen oder so etwas Ähnliches, und ich solle einfach ohne alle Hemmungen singen. Die Stimme gehörte Wolfgang Wagner, und ich muss mich noch heute dafür bedanken, dass er mir mit seiner sehr gemütlichen Art sofort mein fürchterliches Lampenfieber nahm.

Der Rest muss ihn überzeugt haben: Ich bekam einen Vertrag für die Rolle des Steuermanns im Fliegenden Holländer, der im folgenden Jahr von August Everding inszeniert werden sollte. Ich war also der Steuermann, und keiner konnte ihn mir mehr nehmen“.

Weiterschmökern

Vom Grünen Hügel

Und trotzdem

Beiträge nach Kategorien:

Die beliebtesten Artikel