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Freitag, 29. März 24

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Wagner: Der Ring für zwei Klaviere

Das neue AlbumWagner: Der Ring für zwei Klaviere

Wagner für Klavier? Dochdoch, das geht – vorausgesetzt, es handelt sich um (mindestens) zwei Klaviere. Die Musik der Tetralogie für das Piano einzurichten: diese Idee ist wahrlich nicht neu, schon zu Wagners Lebzeiten hat sein Freund Karl Klindworth die Klavierauszüge der einzelnen Teile geschrieben, mit denen Wagner nur deshalb unzufrieden war, weil sie ihm zu kompliziert erschienen. Über Bayreuth hinaus wurde Stefan Mikisch bekannt, der immer wieder den textlosen Klavier-Ring vorführte. Man hatte da, war man nicht ganz taub, bei aller Brillanz den Eindruck, dass „etwas fehlt“; der unverwechselbare wagnersche Orchesterklang lässt sich eben nicht bruchlos in den Solo-Klaviersound umsetzen. Schon das Gleiten des Rheingold-Beginns ist ja für ein Perkussionsinstrument (nichts anderes ist ein Klavier) nicht reproduzierbar. Es ist kein Zufall, dass Wagner in diesem Fall die Musik, die denkbar unpianistisch konzipiert wurde, sogleich in einer Orchsterskizze fixierte. Man hört‘s auch in der Ersteinspielung eines bemerkenswerten Arrangements der Ring-Musik – aber dann wird es auch schon spektakulär. Auf dem Pult der beiden Musiker, die zunächst 2012 im Bayreuther Evangelischen Gemeindehaus, dann bei Steingraeber und auf den Bayreuther Steingraeber-Instrumenten 2020, größere Auszüge aus den vierhändigen Transkriptionen spielten, lagen die Ring-Partituren des Hamburger Musikers Hermann Behn, der seit 1914 nicht weniger als 50 sinfonische Sätze aus Richard Wagners Meisterdramen vorgelegt hatte. Cord Garben, der erste Mann am Klavier, nennt es „das wohl umfangreichste Projekt, welches je im Bereich der Transkriptionen für Klavier durchgeführt wurde“ – und sie klingen!

Tatsächlich: Es handelt sich um symphonische Bearbeitungen, die – das macht die Fülle des Wohllauts zweier Konzertflügel – das Orchester zwar nicht ersetzen, aber stellenweise vergessen lassen. Dank der Verdoppelung der Stimmen wie der Akkorde entstehen gelegentlich Unschärfen, die, so Garben, durchaus beabsichtigt sind; was entsteht, ist paradox: es käme darauf an, dass in der Unterordnung des „recht üppigen Rankenwerks“ unter die Hauptstimmen und Motive nicht mehr alle Details heraushörbar sein sollen, sie „aber dennoch wahrgenommen werden“ sollten. Die Quadratur des Kreises hört sich bei Garben und dem jeweils anderen Mann (Thomas Hoppe, alternierend mit Justus Zeyen) monumental und lyrisch an; hier der Aufstieg der Götter nach Walhall, dort das Waldweben, dem der Einsatz der Sordino-Lade auf dem Steingraeber E-272 und die freie Verwendung des Pedals zugute kommt. Es rauscht und tönt, säuselt und orgelt, es bringt das Ring-Drama in eine Dimension, die so vom Original abhängt wie sie sich von ihm emanzipiert. Es rollt in 23 „Nummern“ vor unserem inneren Auge ab. Der Ring für zwei Klaviere ist, so betrachtet, ein Bayreuther Produkt, das, bei aller Reduktion der instrumentalen Mittel, die bearbeitete Tetralogie endlich (trotz inadäquatem Perkussionsvorspiel) vollgültig aus dem Schatten aller sonstigen klavieristischen Wagner-Bearbeitungen heraustreten lässt: als Erinnerung und pianistischer Nachvollzug der Musikdramen, meist als Konzertstück mit eigenem Anspruch. Dass Liszt, der viele vierhändige Bearbeitungen orchestraler Werke vorgelegt hat, keine vergleichbare Wagner-Transkription erstellt hat, muss nach der Komplettveröffentlichung beider Teil-Einspielungen dank Behn und Garben, Hoppe und Zeyen nicht mehr als Phantomschmerz empfunden werden.

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