Der Bassbariton Theo Adam (1926-2019)
erhielt seine erste Gesangsausbildung im Dresdner Kreuzchor. Seine Sängerlaufbahn begann er als Bassist, wechselte später aber ins Bassbariton-Fach. Er debütierte 1949 in Dresden und sang 1952 erstmals bei den Bayreuther Festspielen. 1953 wurde Adam Mitglied der Berliner Staatsoper und gehörte später u.a. den Ensembles der Wiener, Hamburgischen und Bayerischen Staatsoper sowie der Metropolitain Opera in New York an. Adam war bayerischer und österreichischer Kammersänger und hatte ein breit gefächertes Repertoire, zu dem neben den grossen Wagner-Partien auch Verdi, Richard Strauss und Werke des 20.Jh. (Alban Berg, Friedrich Cerha u.a.) gehörten. Seit 1972 arbeitete er auch als Regisseur. (Der Brockhaus ‘Musik’)
Theo Adam bei den Bayreuther Festspielen
1952 trat Theo Adam erstmals bei den Bayreuther Festspielen auf. Für fast drei Jahrzehnte gehörte er zu den bedeutendsten Sängern dieser Festspiele. 1963-75 hörte man ihn dort als Wotan im Nibelungenring, eine Glanzrolle, in der er in aller Welt bewundert wurde. Noch 1980 übernahm er in Bayreuth die Partie des Gurnemanz im „Parsifal“, den er dort 1976-80 vortrug. Man bewunderte ihn in Bayreuth auch als König Heinrich im „Lohengrin“ (1954, 1959-60), als Hans Sachs (1968-70, 1973-75) wie als Pogner (1960-61, 1963) in den „Meistersingern“, als Reinmar von Zweter im „Tannhäuser“(1954, 1961), als Fasolt im „Rheingold“ (1958), als Titurel (1954, 1959) und als Amfortas im „Parsifal“ (1965, 1972-73), dazu in einigen kleineren Rollen.
(Aufführungsdatenbank der Bayreuther Festspiele: Grosses Sängerlexikon Kutsch und Riemens)
Bayreuth erlebt, Tonbandgespräche mit Theo Adam
wurde 1994 von Raymond Tholl in Luxemburg aufgezeichnet. Theo Adam war damals Jurymitglied im internationalen Sylvia Geszty Gesangswettbewerb.
Podcast KS Theo Adam Teil 1: 17’48”
Podcast KS Theo Adam Teil 2: 22’14”
Podcast KS Theo Adam Teil 3: 18’23”
Ein Sängerleben in Begegnungen und Verwandlungen
In diesem Buch erschienen 1996 im Henschel Verlag Berlin, lesen wir seine Gedanken über die in einem Künstlerleben täglich erfahrene ‘Metamorphose’, für die die Kunst der Maske im Altersprozess immer entbehrlicher werden muss:
Metamorphose
Die Schminke provoziert die bange Frage
Bin ich noch ich
In diesem unbarmherzigen Spiegel
Der Pinselstrich zieht seine Falten
Und schreibt mir ins Gesicht ein Märchen
Das sagt, dass ich’s nicht bin
Die Augen jedoch sprechen wahr
Ich bin es doch
Stunde der Besinnung
Beruhigung des Herzens
Vor dem Auftritt
Sich erneuernde Erwartung
Einst gab die Schminke dem Eleven jene Schatten
Die nun das Leben lustvoll selbst gezeichnet
So kam Charakter ins Gesicht
Die Kunst der Maske kann die Hand jetzt sparen
Metamorphose ist von selbst entstanden
Das Leben hat mir ein Gesicht gegeben
Das nicht mehr abzuschminken ist
Der Vorhang fällt
Jetzt bin ich nur noch ich
Die Maske ist nicht mehr vonnöten