Neuneinhalb. Nein, das hat nichts mit dem Filmklassiker 8½ zu tun, den wir hier einmal vorgestellt haben. Neuneinhalb: so heißt der Kulturverein, den wir gelegentlich in Zusammenhang mit anderen Vereinen erwähnt haben. Nun hat er den Bayreuther Kulturpreis 2023 erhalten: für seine herausragenden Leistungen und, wie OB Ebersberger bei der Preisverleihung sagte, als „Versuchslabor für neue Angebote“ und zugleich als „wesentlicher Motor für die Nutzung und Entwicklung von leer stehenden Immobilien im Bayreuther Gassenviertel.“ Chapeau! Auch der Kulturbrief gratuliert den Machern, die zwischen Stadt und Stadtkultur vermitteln und jenseits der „Hochkultur“ Hochkultur nach Bayreuth bringen und hier machen. Gleiches könnte man von der diesjährigen Verleihung des Jean-Paul-Preises sagen, der ansonsten in der Münchner Residenz vergeben wird. Dieses Jahr wird, am 13. Juli, die Auszeichnung dem Preisträger Nico Bleutge „für sein Lebenswerk“ im Markgräflichen Opernhaus überreicht. Dabei ist der Mann erst 50 Jahre jung! Kein Grund, dem Dichter den Preis zu neiden, da er sich für die Lyrik, nicht für den jean-paulhaften Roman einsetzt. Die Vibrationen des Denkens, schlafbaum-variationen, fischhaare finden, verdecktes gelände, so heißen einige seiner Werke. Zähle ich richtig, so zähle ich 8 und 2 halbe, also mit anderen Künstlern erstellte Einzeltitel. Macht irgendetwas zwischen 8 und 9 oder 9½. Kein schlechtes Omen für die Bayreuther Hoch- und Sübkültür, die sich gerade rüstet, mit dem Parsifal des Regisseurs Jay Scheib, der schon den Fafner ins Festspielhaus schickte, zumindest für die Bayreuther Festspiele mediales Neuland zu erobern. Auch so könnte das Denken ja vibrieren lernen.