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Freitag, 29. März 24

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Die Geschichte vom Wackelstein

Geschichten aus dem WaldDie Geschichte vom Wackelstein

Das Alte Gebirge – so nennt man in Kreisen der Ernsthaften das Hufeisen des Fichtelgebirges – birgt eine Menge von Sagengestalten. Natürlich stehen die Wichtelmänner obenan; sie sind die Ältesten, die unscheinbaren Kinder der Eva, die sie nicht vorzeigen wollte, als der Herrgott ihre Nachkommen besuchte. Über die ganze Welt sind sie gezogen und haben ihre besonderen Talente, Kenntnisse und Schätze nur sparsam sehen lassen. Die großen Sippen haben die Gebiete der Erde unter sich aufgeteilt. So bewachen die Wassermänner alle kleinen und großen Flüsse und Bäche, sorgen für Quellen und Tümpel und für die Moorseen, wo sie nachts die Lichter anzünden und dem verirrten Wanderer nach Hause helfen. Die Bergwichtel wohnen in den Tiefen der Gebirge, wo sie die unterirdischen Quellen kontrollieren und den Wassermännern Nachricht geben, wenn etwa ein Bergrutsch droht oder der Goldsand zu Ende geht. Die Waldwichtel gehen gern an die frische Luft. Sie wohnen nicht weit von der Erdoberfläche entfernt in ausgehöhlten Felsengängen, und eigentlich sind sie Waldarbeiter. Sie hegen die winzigen Baumsprösslinge, leiten Wasser über trockene Pflänzchen, helfen den Waldameisen beim Straßenbau – und sie langweilen sich oft. Waldwichtel sind fröhliche Geschöpfe, die gern Verstecken spielen, Schabernack treiben mit Tieren und Menschen und sich manchmal gewaltige Spielzeuge bauen. So war´s in alten Zeiten eine Kunst, aus zerriebenem Geröll dicke runde Kugeln zu rollen. Hoch oben am Berg fingen sie damit an, die Wichtel; der Berg war noch jung, heißblütig und abenteuerlustig. Er lieferte die Hitze, die die Kugeln fest zusammenbackte, und ließ sie hin und her rollen im Spiel mit den Wichtelmännern. Eines Tages nun geschah es, dass eine solche Kugel ins Rollen kam, abwärts ging´s den Ochsenkopf runter, eine heiße Spur hinterließ das Granitspielzeug, bis es in einer Rinne zum Halten kam. Da lag der Dicke, ein Riese, rund und körnig, und schielte mit einem runden Auge nach den Wichteln, die kreischend und hoch begeistert hinter ihm her gekollert kamen. Das war ein Spielzeug!

Reiten wollten sie auf dem runden Buckel, und diese Kleinen brachten es fertig, den großen Stein in Bewegung zu setzen – vor, zurück, vor zurück und noch mal und noch mal. Schaukeln, immer schaukeln, bis zum heutigen Tage. Denn der Stein hat sich so gelagert, dass er durch eine nur geringe Hebelwirkung zum Wackeln gebracht werden kann. Wir nennen solche Steine Wackelsteine, und dieser liegt direkt am Wege zum Ochsenkopfgipfel. Gehst du vorbei, schielt dich das runde Auge an, und ein Ast liegt bereit, mit dem du den dicken runden Burschen zum Wackeln bringen kannst. Viel­leicht sitzt ein Wichtel oben drauf – den kannst du nicht sehen – aber wenn die Sonne auf den Granit scheint, blitzt es bisweilen hell wie blankes Eisen: das ist die geputzte Grabschaufel vom Waldwichtel, der gerade mal Pause macht bei der Arbeit und sich vom Wackelstein schaukeln lässt.

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