„Ich suchte den Satz, der mich tötet. Das war mein Satz, in Bayreuth damals, wo ich mit einem ungarischen Schriftsteller schweigend herumlief.“ Seinen zweiten Satz fand Herbert Achternbusch 1967, als er das Jugendfestspieltreffen besuchte, in Bayreuth. 30 Filme, 4000 Seiten Literatur, Hunderte von Gemälden und Collagen, viele Theaterstücke – das ist das Werk. Die Kritik hat ihn charakterisiert als Anarchist, Rebell, Spinner, Bayer. Diese hilflosen Anerkennungsformeln sind nicht falsch, aber „ein Autor, der was taugt, bringt sowieso die Kritik in Verlegenheit, düpiert und blamiert sie!“ (Jörg Drews). Auf das Naheliegendste kam man nicht: Achternbusch als Heimatdichter zu bezeichnen, denn der heilige Zorn des als „schwierig“ geltenden Autors speiste sich aus einer tiefen Liebe zur Heimat. Wer außer Achternbusch hätte über ein niederbayerisches Bauernhaus so schreiben können: „Jedes Brett möchte ich herzeigen, damit die Menschen nicht ins Museum gehen müssen, alte Häuser zu besichtigen, sondern das Unmaß ihrer Bauten erkennen, sie einreißen und sich Hütten bauen.“ Über die Furcht vor den Deutschen ließ er eine Figur einmal sagen: „Einsam klingt dieser Klang. Das möchte ich einmal von einem deutschen Symphonieorchester gespielt hören. Aufgeführt in Bayreuth. Das könnte Bayreuth nicht aushalten. Aber was glaubst du, wie oft ich dieses Bayreuth schon in diesen feuerspeibenden Berg geworfen habe.“ Nun ist er, 83 Jahre alt, gestorben, um im ewigen Himmel der Bayernkunst seinen Platz einzunehmen, irgendwo da oben, wo es sich nach wie vor herzhaft granteln lässt.