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Donnerstag, 5. Dezember 24

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Unterhaltsam und nachdenklich

Das neue AlbumUnterhaltsam und nachdenklich

Michael Wessels neue Mozart-CD: Mozart the Double-Faced

„Mozart the Poet“ – so hieß die erste Mozartsonaten-CD, die der Bayreuther Klavierprofessor Michael Wessel vor einiger Zeit herausgab. „Mozart the Double-Faced“, so heißt die zweite aus der Reihe, aber könnte sie nicht auch „Mozart the Poet“ heißen?

Falls mit Poesie das Ineinander von Genauigkeit und Fantasie unter dem Mantel einer „klassisch“ genannten Form gemeint ist: gewiss. Doch macht die neue Zusammenstellung ausgewählter Sonaten unter dem Zeichen des Doppelgesichts einen Sinn, der sich nicht allein entschlüsselt, wenn man die Aussagen im Booklet zur Neuproduktion zur Kenntnis nimmt. Wessel bleibt sich und seinem Stil treu, wenn er den drei Sonaten 13, 14 und 16 und der c-Moll-Fantasie KV 457 mit einem denkbar unprätentiösen, doch durchaus sinn- wie effektvollen Stil nahekommt. In seinem Standardwerk „Die Kunst des Übens“ kann man auf vielen Dutzend Seiten nachlesen, wie man sich die Arbeit an Mozart, speziell der c-Moll-Fantasie, vorzustellen hat: als sorgfältige Vorbereitung und Durchdringung eines Werks, das erst einmal geistig gedeutet werden muss, bevor an es, deutend, in die Finger bekommt. Wessel koppelt dieses bedeutende und in Mozarts Klavierwerk durchaus singuläre Stück, das schon auf Beethoven und Schubert vorverweist, direkt mit der c-Moll-Sonate KV 457, mit der sie 1785 zusammen im Druck erschien. Völlig unabhängig von der Stimmigkeit oder dem Problem dieses Nacheinanderspielens wird klar, worum es dem denkenden Klavierspieler geht: Er möchte auf einem gut eingestellten Bösendorfer einen möglichst klaren Mozart zum Klingen bringen, der uns ohne Schmalz und mit so viel Abgeklärtheit wie nötig imaginäre Geschichten erzählt. Der oftmaligen Abwesenheit von Interpretationszeichen und -anweisungen setzt er vorsichtige Akzentuierungen entgegen, die deutlich genug sind, um aus den „klassischen“ Formen und Verläufen, den Tonkaskaden und lyrischen Legatos, die eher trocken als gefühlig angeschlagen werden, einen so unterhaltsamen wie nachdenklichen, dramatischen wie liedhaften, virtuosen wie geradlinigen Mozart herauszuspielen, der weder „romantisch“ vibriert noch in grelle Forteschläge ausbricht. Man mag das „doppelgesichtig“ nennen. Unterm Strich bietet Wessel einen Mozart für all die, die am wirklichen Mozart interessiert sind: „wild, krumm und lustig“, wie Mozart einmal schrieb. Mit Ausdruck, doch nicht im Ton eines präpotenten Tastenlöwen, sondern so, als säße der Pianist nicht an einem modernen Konzertflügel, sondern an einen Hammerklavier der Mozart-Zeit.

Also durchaus double-faced.

Label: Ars Produktion

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