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Tschechien: Quinauer Musikfesttage

FestivalsTschechien: Quinauer Musikfesttage

War ich doch letztens in unserem schönen Nachbarland, Böhmen ist ja immer eine Reise wert, nicht allein wegen dem Bier, beileibe nicht, die Knödel schmecken ja auch sehr gut, aber die Kultur! Die Musik, die Böhmen gelten ja spätestens seit dem 18. Jahrhundert als ein musikalisches Volk, die böhmischen Bläser, der böhmische Harfner, man kennt das ja aus der Literatur, und nun waren wir wieder drüben, vor ein paar Monaten, da machten sie ein kleines Musikfestival in der Provinz – kennen Sie Květnov, oder Blatno? Na, jedenfalls waren wir Ende August da, es war enorm unbequem, die Kirchenbänke war‘n reine Folterinstrumente, zumindest in Květnov, ich hatte es geahnt, ich hasse es, immer recht zu behalten, sagt Jeff Goldblum in Jurassic Park, als der Tyrannosaurus Rex den Jeep verfolgt, dagegen war die kleine Kirche in Blatno – kennen Sie Blatno?

Das liegt bei Komotau, hübscher Ort, also die Kirche in Blatno, naja, das ist eigentlich eine Ruine, völlig abgewrackt, ein paar Farbreste an der Wand, eine kaputte Empore, die Kanzel war mal, aber die Musik – sie haben‘s doch tatsächlich geschafft, wieder ein Musikfestival mit alten Sachen und jungen Musikern zu machen, Quinauer Musikfesttage heißt das, also die Bänke waren schon enorm unbequem, mein Rücken schmerzte, aber was sie da gebracht haben, Respekt. Alte Musik, so hieß das mal, vier Konzerte in drei Tagen, Eintritt frei. Kollekte, das muss man sich mal vorstellen, die Leute kamen aus Tschechien und Sachsen und Bayreuth, der deutsch-tschechische Zukunftsfonds war an dem Ding beteiligt, das Programm war wirklich gut, die Frau am Cembalo, nachher stand sie rauchend vor der Tür, also die Frau am Cembalo war richtig richtig gut, eine Meisterin ihres Fachs, diese Alena Hönigová, und was sie da ausgegraben haben, Corellibonportibernardi und einen Antonin Reichenauer, den Georg Benda aus der deutschböhmischen Musikerfamilie, den František Jiranék, also super, unbekannt, aber nicht schlecht, Prag, Warschau, Dresden, wo waren damals die Grenzen, und die Bürgermeisterin hielt eine schöne Rede, zweisprachig war das Ganze, draußen stand der Glühweinstand, Palatschinke gab‘s auch, der zweite Abend, in Blatno, beschenkte uns dann mit Werken von Gaspard Fritz, Schweizer Komponist, bekannt mit dem Dichter, dazu gab‘s eine Erzählung nach Voltaires Märchen von der babylonischen Prinzessin, und eine persische Künstlerin hing dazu ihre Bilder in die Kirche, Yasmin Golshani, den Namen muss man sich merken. Herz, was willst du mehr, und das in der Provinz.

Was, Provinz ist in den Köpfen, sonst nirgends? Sie haben ja so Recht.

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