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Straßenfotografie

FotografieStraßenfotografie

Viele der großen Fotografen und Fotografinnen verdienten Ihre Meriten in der scheinbar profanen Streetphotography. Die Pioniere dieser Schule waren sicherlich Cartier-Bresson und Elliot Erwitt mit Ihren ikonografischen Schwarzweiß-Aufnahmen aus Paris und Madrid. Die Kunst besteht darin, mit einem vermeintlichen Schnappschuss eine alltägliche Situation abzubilden, die im Betrachter eine spontane Erkenntnis, ja ein inniges Verständnis für das Ambiente vermittelt. Nicht selten wecken diese Bilder tiefe Emotionen und oft wohnt ihren Motiven etwas Skurril-Komisches inne, ohne dass sie jemals lächerlich wirken.

Kurzum: Diese Bilder wirken. Und wer will nicht Fotos mit einer solchen Wirkung schießen? Nichts einfacher als das, mag man sich denken und zieht mit einer kleinen Kamera, natürlich mit einem 35mm oder 50mm-Normalobjektiv, den Sensor auf schwarz-weiß Aufnahme eingestellt, los, um in der Innenstadt auf Motivjagd zu gehen. Während man durch die Straßen streift und einen Blick für interessante Motive entwickelt, fällt einem schnell auf, dass es eine unsichtbare Hürde gibt, die es früher, als die großen Bilder der Straßenfotografie entstanden, möglicherweise in der Form nicht gegeben hat.

Ganz anders als der Fotograf erwartet, reagieren viele Menschen pikiert, ja sogar aggressiv, wenn er sie ins Bild nehmen will. Aber es geht noch weiter: die Barriere mag zunächst unsichtbar sein, rechtlich hat sie sehr schnell handfeste Folgen. Mit dem Persönlichkeitsrecht jedes Menschen, das es verbietet, ungenehmigte Bilder von Personen zu veröffentlichen, macht man sich als Fotograf unter Umständen sogar strafbar. Konsequenterweise müsste man sich stets schriftlich die Veröffentlichung des Bildes von der fotografierten Person bestätigen lassen – mit dem sogenannten Model-Release-Vertrag.

Allein bei dem Gedanken daran verschwindet jegliche romantische Vorstellung eines stimmungsvollen Fotos. Was also tun? Nun, im Grunde ist es ganz einfach: Durch Gegenlichtaufnahmen oder Aufnahmen ohne Abbildungen des Gesichts ist die Straßenfotografie problemlos möglich. Noch einfacher ist es, die Personen wegzulassen. Auch Tiere, Strukturen oder Architektur sind gute Motive. Das erhabene Gefühl, welches sich bei der Sichtung dieser Fotos am heimischen Schreibtisch einstellt, ist jedenfalls durch nichts zu ersetzen. Jeder von uns ist ein wenig Cartier-Bresson.

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