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Neue alte Briefe aus Bayreuth oder Das Centrum der Wagnerschen Welt

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Endlich erschienen: Der 26. Band der „Sämtlichen Briefe“ Richard Wagners

Endlich erschienen: Der 26. Band der „Sämtlichen Briefe“ Richard Wagners

Was ist wichtiger als Wagner-Sekundärliteratur? Quelleneditionen. Denn jede Publikation eines authentischen Wagner-Dokuments vermag unseren Blick auf Wagner zu erweitern. Dies gilt in besonderem Maß für die vielen Tausend Briefe, die Wagner bis drei Tage vor seinem Tode schrieb. 2024 erschien endlich der 26. Band der Sämtlichen Briefe, mit dem die Lücke zwischen 1873 und 1875 geschlossen werden konnte, womit nun nicht weniger als 304 erschließbare Briefe des Jahres 1874 dokumentiert werden können, von denen 70 bislang unveröffentlicht, 13 nur auszugsweise und viele nur an entlegensten Stellen publiziert worden waren. Die meisten dürften selbst eminenten Wagner-Kennern also unbekannt sein; ein einziges Lesevergnügen bietet der Band schon deshalb, weil selbst die meisten der nur indirekt bezeugten Briefe mit ausgiebigen Kommentaren erläutert werden können.

1874: Dies war das Jahr, in dem das Bayreuther Festspielunternehmen fast vor dem Abbruch stand, Wagner durch eine königliche Zusage seine Sänger und technischen Mitarbeiter engagieren, sein neuerbautes Haus Wahnfried beziehen und die Komposition des Ring beenden konnte. Dass sich die meisten Briefe auf das Bayreuther Projekt beziehen, ist klar. Wagner musste zu Beginn des Jahres fürchten, dass es aus sei mit allen Blütenträumen; im Frühjahr ziehen sich die Verhandlungen mit dem König und seinem Sekretär Lorenz von Düfflipp hin, aber am Ende ist klar, dass München, wenn auch nicht ganz in Wagners Sinn, für Bayreuth einspringen wird. Wagner kann im Lauf des Jahres die Verträge mit dem Maschinisten Carl Brandt, dem späteren technischen Direktor, abschließen, er verhandelt mit dem schwierigen, als Bühnenbildner zu engagierenden – und im Herbst geschassten – Wiener Josef Hoffmann, er kümmert sich um die Hauptrollensänger seiner Produktion, auch um Orchestermusiker. Wie im Nebenbei (denn darüber berichten die Briefe so gut wie nichts) vollendet er, nach 26 Jahren, endlich, inzwischen im neuen Haus sitzend, den Ring des Nibelungen. Dass Wagner neben all den Problemen dieses Bayreuther Vorbereitungsjahrs die Partitur des Riesenwerks in gewohnter Meisterschaft abschließen kann: Es mutet fast wie ein Wunder an.

Stoffwünsche, Freundschaftszeilen, Kunstangelegenheiten, Familiengeschichten, Herausgeberfragen: all das enthalten die Briefe, deren Material durch die vielen Kommentare und Erwähnungen innerhalb der anderen Schreiben zu einem weiteren Kapitel im großen Buch namens „Wagners Bayreuth“ zusammengestellt werden kann. Wer Wagner verstehen will, muss den ganzen, vielen Wagnerfreunden noch meist unbekannten Wagner studieren, zu dem auch die gelegentlich literarischen, gelegentlich kurz angebundenen, doch immer persönlichen Briefe so gehören wie die Götterdämmerung. Zusammen ergeben sie so etwas wie den „wahren Wagner“: auch in diesem reichen Bayreuther Brief-Jahr, in dem die anderen Bayreuther, der Freund und Bankier Feustel, sein Schwiegersohn Adolf Groß und der Bürgermeister Theodor Muncker, der Dirigent Hans Richter, aber auch schon der Parsifal-Uraufführungsdirigent Hermann Levi wichtige Rollen spielen.

„Außerdem hat dieser Sommer“, schreibt Wagner in einem wunderbar monumentalen Aufklärungsbrief am 1. Oktober an König Ludwig II., „mir so zahlreiche Besuche alter und neuer Bekannten zugeführt, dass es mir einmal einfallen konnte, Bayreuth für das Centrum der Welt zu erklären.“ Um dieses Wagnersche „Centrum“ en detail kennen zu lernen (es lohnt sich!), tut der wieder einmal äußerst wohlgeratene neue Briefband beste Dienste.

Richard Wagner: Sämtliche Briefe. Bd. 26: Briefe des Jahres 1874. Hrg. von Martin Dürrer. 574 Seiten. Breitkopf & Härtel, 2023. 74 Euro.

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