Demnächst soll es wieder einmal soweit sein. Ein altes Haus soll, obwohl dafür keine rationalen Gründe vorliegen, zerstört werden. Das Haus ist, für den Laien, auf den ersten Blick unauffällig. Es handelt sich um ein relativ schlichtes Ziegelgebäude, aber es ist, nachdem die Stadtverwaltung für den Bau des Wittelsbacherrings vor 50 Jahren die alte Wolfsgasse und viele wertvolle Altbauten zerstörte, noch eines der letzten Überbleibsel einer einstmals intakten Straßenkultur. Man sollte sich das wohlgeformte, in die Umgebung harmonisch eingegliederte Haus in der Albert-Preu-Str. 7 noch einmal anschauen, bevor es vielleicht einem gesichtslosen Neubau Platz machen wird. Man muss allerdings kein Haus abreißen, um es zu zerstören. Es genügt, eine große Fensterfront hineinzubrechen, die die Fassade extrem stört. Seltsam: Da restauriert die Bayerische Schlösserverwaltung mit größter Skrupelhaftigkeit das Welterbe Opernhaus – und dann findet sie nichts dabei, mit Unterstützung des „Denkmalschutzes“ das danebenliegende Redoutenhaus, in dem demnächst das „Welterbezentrum“ eröffnet wird, brutal zu stören. Noch brutaler ist die Ankündigung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Vollendung der Ausgabe sämtlicher Briefe Richard Wagners mit dem Jahrgangsband 1875 abzubrechen. Sven Friedrich, der Direktor des Bayreuther Richard-Wagner-Museums, bezeichnete das zurecht als „kulturelle Bankrotterklärung“ – und hat eine Online-Petition gestartet: https://www.openpetition.de/petition/online/vollendung-der-richard-wagner-briefausgabe#petition-main. Der Kulturbrief bittet alle Leserinnen und Leser, sich das anzuschauen und zu unterschreiben. Es dauert nur zwei Minuten – ein Abbruch aber währt ewig.