Weihnachten ohne die “Böhmische Hirtenmesse”? In Tschechien undenkbar und mittlerweile auch in Oberwarmensteinach: Jahr für Jahr strömen die Menschen in die Kirche, um eine ausgesprochen fröhliche Interpretation der Weihnachtsgeschichte zu hören.
Bereits zum sechsten Mal gestalten Musiker und Sänger aus unserer Partnerstadt Zlutice und aus Karlsbad den Vorabendgottesdienst in der St. Laurentiuskirche in Oberwarmensteinach.
„Ein frohes Weihnachtsfest“ wünscht man sich hierzulande auch, doch die tschechische Mentalität meint damit mehr: Freude, Fröhlichkeit und Lebendigkeit und das nicht nur hörbar, auch sichtbar und vor allem spürbar.
Man muss sich 200 Jahre zurückversetzen, um das in der „Böhmischen Hirtenmesse“ von Jan Jakub Ryba geschilderte Geschehen zu verstehen. Menschen aus nahe beieinander liegenden verschneiten Dörfern, Hirten mit ihren Hütten, machen sich samt Tieren auf dem Weg zum Jesuskind. Alle werden aufgerufen, ihre Musikinstrumente zu nehmen und mitzugehen, um dem göttlichen Kind zu huldigen.
Diese Musik muss einfach und eingängig sein, damit das Vorhaben gelingt. Jakub Jan Ryba hält sich daran, doch lässt er es nicht bei dieser Einfachheit. Er formt daraus ein großes, kunstvolles Werk. So könnte die „Böhmische Hirtenmesse entstanden sein, die nach Erzählungen von Musikern in der Advents- und Weihnachtszeit in Böhmen in jeder Kirche aufgeführt wird.
Viele junge Leute gehören dem Ensemble an. Es sind zum größten Teil Schüler der eigenen Musikschule des Dirigenten Miloš Bok, die er in Karlsbad betreibt. Aber auch ältere Sänger und Kinder gehören zu dem 25köpfigen Chor, der auf der Empore in Oberwarmensteinach jedes Plätzchen braucht, um sich um das Orchester scharen zu können.