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Tonbandgespräche mit Wolfgang Wagner – Bayreuth 6. August 1985

vom grünen HügelTonbandgespräche mit Wolfgang Wagner - Bayreuth 6. August 1985

Maria Müller (1898 Theresienstadt +1958 Bayreuth) debütierte 1919 als Elsa in Richard Wagners Lohengrin am Linzer Stadttheater. Nach Engagements in Brünn (1920/21), am Deutschen Theater in Prag (1921-23) und an der Münchner Staatsoper (1924/1925)  kam sie 1926 an die Städtische Oper und 1927 an die Staatsoper in Berlin, der sie bis Ende des Zweiten Weltkriegs angehörte. 1925-35 war sie gleichzeitig an der Metropolitan Opera in New York, wo sie auch im italienischen Fach gefeiert wurde. 1930 trat sie erstmalig bei den Bayreuther Festspielen auf. Weitere Gastspiele  führten sie nach Salzburg, London, Mailand, Paris, Wien und Hamburg. Nach dem zweiten Weltkrieg ist sie noch gelegentlich an der Städtischen Oper in Berlin aufgetreten. Maria Müller beherrschte ein vielfältiges Repertoire, war aber besonders als Wagner-Sängerin berühmt. (Das neue Lexikon der Musik / Verlag J.B.Metzler)

Herr Wagner, wie bei den meisten deutschen Sängern ihrer Generation setzte der zweite Weltkrieg einen Strich unter die Fortsetzung einer Weltkarriere der Maria Müller. Als die Städte in Trümmern lagen, war diese Sängerin Mitte vier­zig, und ihr Herz war gebrochen durch den Verlust ihres Mannes. Wann begegneten Sie zum ersten Mal Maria Müller?

1944 habe ich als junger Mann mit 25 Jahren unmittelbar noch mit die­ser großen Künstlerin arbeiten können, und habe nachher die ganze Tragödie erlebt. Bedingt durch ihren im Krieg gefallenen Mann war sie vollkommen hilflos und dadurch starb sie hier. Es war ein Trauerspiel, denn sie war so stark an ihren Mann gebunden, der alles für sie abnahm, alles also was mit ihrer sängerischen Karriere, mit ihrer Laufbahn zu tun hatte.

Er war ein echter Manager und Betreuer und wie der nicht mehr da war, sie hätte bestimmt noch viel mehr leisten können, sackte sie in sich zusammen.

Sie hatte also niemand, der sie irgendwie führen konnte. 

Sind Sie Maria Müller, die 1958 in Bayreuth starb, in den letzten Jahren ihres Lebens begegnet?

Sie war sehr zurückhaltend und hat das Schicksal nie überwunden, dass ihr Mann am Schluss des Krieges noch eingezogen wurde und gefallen ist. Sie wurde nach dem Krieg hier in Bayreuth bei einer Dame aufgenommen, bei der sie immer während den Festspielen gewohnt hat. Trotzdem lebte sie in einer totalen Einsamkeit und wollte auch niemand empfangen. Wir haben noch einmal versucht, sie in einem Konzert hier zu reaktivieren, vor 1951. Das hat sie gemacht, sie sang die Hallenarie, es war ein grosser Triumph für sie, sie ist dann aber nie mehr bei uns aufgetreten.Ich habe in den Jahren immer wieder versucht, sie zu besuchen, aber leider ohne Erfolg. Sie wollte nicht mehr an ihre glanzvolle Zeit in Bayreuth erinnert werden und ich erfuhr nur über Bayreuther Leute, wie es ihr ging.

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