The Scientific Tourist through England, Wales & Scotland, by Thomas Walford, Esq. F.A.S. F.L.S. in which the Traveller is directed to the principal objects of Antiquitiv. Art, Science & The Picturesque, including the Minerals, Fossils, Plants &. in each County. Diesen ausgesprochen barocken Titel trägt ein kleines, eng bedrucktes Buch, das man als wissenschaftlichen Baedeker bezeichnen könnte.
Verfasst hat es allerdings ein Mann, der nicht aus der wissenschaftlichen Ecke kam. Thomas Walford, geboren im Jahre 1752 in Whitley bei Birdbrook im county Essex, diente zunächst als Offizier in seinem Bezirk, bevor er Leutnant und, da war er 25, zum Kapitän in der provisional cavalry, schließlich zum major ernannt wurde. Einen Hauch von Unsterblichkeit erhielt Major Walford jedoch nicht durch die militärischen Ränge, sondern durch seine wissenschaftlichen Interessen. 1788 wurde er Mitglied der Society of Antiquaries, 1797 ein fellow der Linnean Society, 1814 trat er der Geologischen Gesellschaft bei, die ihn 1825 zum fellow machte, bevor er 1833 das Zeitliche segnete.
Weniger bekannt blieben seine Beiträge in den Zeitschriften Archaeologia, Vetusta Monumenta und den Trasactions of the Linnean Society, doch Historische Altertümer, Botanik, Geologie – diese drei Fachbereiche machen auch den Wert des Scientific Tourist through England, Wales and Scotland aus, der 1818 in zwei Bänden herauskam: in London, beim Verleger John Booth, Duke Street, Portland Place.
Auf dem Standpunkt stehend, dass ein Engländer erst einmal seine eigene Heimat kennenlernen sollte, bevor er sich auf den Kontinent aufmacht, entwarf er seine detailreiche Beschreibung der fachübergreifenden Betrachtung der britischen Landesteile für die „Anbeter der sublimen und schönen Szenerie“, für die Liebhaber der Malerei und Bildhauerkunst („to the most choice collections“), nicht zuletzt, um mit Hilfe seiner monumentalen Aufzählungen regionaler Steinarten der kommerziellen Handarbeit auf die Sprünge zu helfen. 1818 herrschte das, was wir als „Romantik“ zu bezeichnen pflegen – Walford aber, ganz begeisterter Faktensammler seiner Zeit, betrachtete die Natur nicht mit den Augen eines painters, sondern denen eines Miniatur-Humboldts, dem die Ansichten der Natur keinen Grund gaben, tiefer in die Erd- und Kunst- und Pflanzengeschichte hineinzugehen als es ihm seine Listen und Zusammenstellungen erlaubten.
Dass Walford ein glühender Patriot und leidenschaftlicher Sammler war, der die Dinge der Natur und der Geschichte so pragmatisch nahm, wie sie ihm in aller Fülle erschienen, steht außer Frage. „Das Werk“, heißt es leicht sibyllinisch um 1900 im Dictionary of National Biography, sei „zu umfangreich, um erschöpfend zu sein, und sein Wert variiert je nach Walfords persönlicher Kenntnis der von ihm beschriebenen Orte.“ Doch wäre es reizvoll, auch heute noch auf Walfords Spuren durch England zu reisen, um nach den Orgeln und Denkmälern in den Kirchen zu suchen, Mineralien zu finden, Minen zu besuchen, seltene Pflanzen aufzuspüren und römische und normannische Kastelle zu recherchieren. Und wer lieber im Lesesessel verreist und sich für Graphiken des frühen 19. Jahrhunderts interessiert, wird schon mit den Titelbildern (Dover Castle und Westminster Hall / Abbey) sowie an einigen Spezialtafeln (Antike Bögen, Steine und Steinsetzungen sowie ein Druidenzirkel) sein Vergnügen finden.
Der Band, der einen handschriftlichen Londoner Besi- tzereintrag aus dem Erstveröffentlichungsjahr 1818 enthält, ist außerordentlich selten und wird nicht immer mit den dazugehörigen Tafeln angeboten.Thomas Walford: The Scientific Tourist through England, Wales & Scotland. Verlag John Booth, London 1818. Vol. I (von 2). 317 Seiten. Mit zwei Titelstichen (von James Girtin / I. Higha und Charles Warren / W. Wise / Sidney Hall), einer kolorierten Ausklapptafel und 15 Stichen auf Tafeln. Pappband. Format: 18 x 11. Preis auf Anfrage.