Entfremdung, Eros, Zugehörigkeit, Ekel – so lauten die Überschriften, unter denen die Aufsätze des Begleitbandes zur Wagner-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin abgeheftet wurden. Es sind positive und negative Termini, mit denen man sich den Opern und Musikdramen und dem Leben des Gesamtkunstwerklers nähert: meist im Hinblick auf die deutsche Gesellschaft, der sich Wagner mit seinen Ideen und Überzeugungen, aber auch seinen revolutionären Kunstattacken einschrieb. So gesehen, ist es vom Marismus zur (wagnerschen) Musik nicht mehr weit, spielen Politik und Parsifal im selben Raum. Wagner und die Gesellschaft werden in den Beiträgen profiierter Musik- und Kulturwissenschaftler auf den Prüfstand und in ihre Zeit gestellt – denn Wagner war stets mehr als ein Forschungsobjekt einer Fachrichtung.
Richard Wagner und das deutsche Gefühl. Wbg, 2022. 208 Seiten. 32 Euro.