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Neue Musik – märchenhaft vermittelt

TheaterNeue Musik – märchenhaft vermittelt

Nachtigaul und Ameisdechse: Ein Violeta-Dinescu-Erzählkonzert am Saarländischen Staatstheater

„Der Schüler muss mit reingenommen werden in die Musikgeschichte.“ Das hat nicht Violesca Dinescu gesagt, aber sie war dabei, als der Komponist Wolfram Graf den bedeutungsschweren Satz während einer öffentlichen Diskussion auf dem Bayreuther Festival Zeit für Neue Musik in die Runde warf. Nimmt man sich die aktuellen Handbücher zur Kulturvermittlung zu Herzen, versteht man, dass es ohne dieses „Reingenommenwerden“ nicht mehr geht. Eine Zukunftsfrage, was sonst?

Neue Musik und Schüler – man muss es immer wieder versuchen, doch von allein findet sich kein Weg zwischen den als „sperrig“ verschrienen Klängen und den relativ unerfahrenen Musikhörern. Was hilft dagegen? Ein Trick. Seit einiger Zeit wagen es die Konzerthäuser und Theater, die sog. Neue Musik in Form von inszenierten Erzählungen unter die jungen Leute zu bringen. Am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken fand jüngst ein derartiges Konzert statt; erfunden und dialogisch gestaltet hat es die Regisseurin Birgit Eckenweber, die ihre ersten Regiearbeiten an der Bayreuther Studiobühne abgab. Inszenierte Konzerte sind ihr nicht neu, hier und da hat sie sich mit Erfolg und Charme der Gattung gewidmet. Inzwischen hat sie das Fach Musikvermittlung studiert – mag sein, dass der Ansporn, besonders neue Musik unters junge Volk zu bringen, damit gewachsen sind. Violeta Dinescu, die 2002 ihren Bayreuther Auftritt hatte, lieferte schon 2009 in ihrem Klavierheft I, dem sie den Namen Märchen gab, die Vorlagen: Klavierstücke nach Märchen der Gebrüder Grimm. „Grimms Märchen für Sprechstimme, Klavier und Percussion mit Aktivzuschauern ad libitum“, so heißt die Produktion, in der immerhin 14 der pianistischen Dinescu-Stücke und -Stückchen dem Publikum kredenzt werden, verpackt in eine neue Geschichte mit den alten Märchen.

Ad libitum? Die Kleinen werden tatsächlich sehr aktiv, singend und Rhythmusinstrumente bedienend, in das musikalische Spiel integriert. Bei Dinescu und Eckenweber bevölkern lustige Mischwesen die Hör-Szene: neben Nachtigaul und Ameisdechse haben Papageis und Nashornisse und andere Kreaturen ihre Auftritte. Die Musik wird locker übers Stück gestreut, akzentuiert die Stimmung, die Szenen und, über einzelne Personenmotive, die Figuren – und macht die Hörer denkbar zwanglos mit den Welten der Neuen Musik vertraut. Das ist so elegant wie anspruchsvoll, so leichthörig wie ausgepicht. Theaterpädagoginnen und Pädagogen wissen, dass der Weg zur Kunst am Besten übers Mitmachen führt. Dass die „Schüler“ am Ende ein kleines Rassel- und Schlagzeugkonzert aufführen, sie selbst also die Neue Musik machen, in die sie „reingenommen“ werden sollten: das ist am Ende die schönste Pointe einer Neuen Musik, die mit dem Wort der „Teilhabe“ zwar etwas trocken, aber nicht zu Unrecht beschrieben wird.

Also: Ein „kleines“ Mitmach-Konzert – und zugleich eine belebend-sinnvolle Art, das Neue zu den neueren Musikliebhaberinnen und -liebhabern zu bringen.

Frank Piontek

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