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Freitag, 6. Dezember 24

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Nähertreten

Das neue BuchNähertreten

„Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen.“ Allein der Titel ist ein Buch wert. Jetzt wurde dieses Buch bereits hundertmal besprochen und ist inzwischen auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Vielleicht werden Sie sich jetzt fragen, ob man dieses Buch noch einmal besprechen muss. Die Antwort ist simpel: Man muss. Warum, will ich gerne erklären. Aber fangen wir von vorne an. Mein Interesse an Literatur über Religionen begann bereits während des Studiums und seitdem habe ich umfangreiche Lektüre gelesen, die sich Religionsvermittlung zur Aufgabe macht. Es handelt sich dabei nicht um die sogenannte Erbauungsliteratur, die relativ häufig in die Esoterik abdriftet, sondern teils um Einführungen, teils um Primärtexte und nicht zuletzt um Abhandlungen kluger Geister aus allen Jahrhunderten. Die Einführungen in den katholischen Glauben, das Judentum, den Buddhismus, den Islam oder den Taoismus sind entweder reine Sachbücher mit Fakten, Dogmen und Daten oder sehr anspruchsvolle theologische Abhandlungen. Vor allem sind sie eines nicht: zugänglich. Selbst der Kinderkatechismus mit dem coolen Namen Youcat ist trotz der vielen Zeichnungen und Illustrationen nur ein missglückter Versuch, Religion sinnvoll zu vermitteln.

Und dann gibt es da noch ein Buch, das wir vermutlich alle kennen. Gespräche mit Gott von N.D. Walsch. Dieses Buch ist zugänglich, ja beinahe unterhaltend. Vielleicht das einzige Buch, das das Prädikat „zugänglich“ unter den Büchern zur Religion verdient. Und das seit 1996. Nun, 28 Jahr später, erscheint Kermanis Buch und hier ist alles ganz anders. Statt Gespräche mit Gott zu führen, geht es den Fragen nach Gott nach. Diese Fragen stellt sich Kermani gemeinsam mit seiner Tochter, beide Muslime, und sie betreffen das Gottesbild des Islam. Die Beantwortung der Fragen, die teils profan wirken, teils theologisch hochanspruchsvoll sind, kreist um eine Mitte: Die Suren aus dem Koran. Allein mit der Auswahl der Suren gelingt Kermani Wunderbares. Die Klarheit und Reinheit, vor allem aber die Melodie dieser Dichtung, verblüffen den Lesenden. Und diese Verblüffung führt zu den Fragen, die Kermani mit viel Geduld und Reflexion beantwortet. Und es würde sich nicht um ein hervorragendes Werk handeln, würde der Autor nicht über den Tellerrand schauen. Er bezieht andere Religionen, vorrangig das Christentum, mit ein und erschafft eine grundlegende Begegnung zwischen den Theologien. Im Laufe der Lektüre entwickelt sich eine gemeinsame Basis, nämlich der Glaube an Gott, ohne die Unterschiede der Religionen auflösen zu wollen. Genau das macht dieses Buch so stark. Ein starkes Buch eines mutigen Autors. Und es stimmt einen doch zuversichtlich, dass dieses Buch, diese sehr ernstzunehmende Einführung in den islamischen Glauben, gerade jetzt einen solchen Erfolg verbucht. Die Menschen sind auf der Suche nach dem Guten. Schön, dass sie sich dabei dem derzeit besten Buch zuwenden. 

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Außergewöhnlich gut

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Ein schöner Erfolg

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