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Lektüre zwischen den Jahren

AllgemeinLektüre zwischen den Jahren

Jedes Jahr erhalten wir Buchhändler zu einem ganz hervorragenden Preis das Büchlein „Lektüre zwischen den Jahren“ vom Verlag angeboten und jedes Jahr nehme ich es ins Sortiment auf. Wie jedes Jahr ist die Nachfrage groß und die Bücher innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wie jedes Jahr werde ich dieses Buch nicht lesen. Doch halt, dieses Jahr ist es anders, dieses Jahr habe ich es gelesen, aber nur um diese Rezension hier zu schreiben. Und ich bereue das bereits. Die Lektüre zwischen den Jahren heißt dieses Jahr Tage des Lesens und es handelt sich, das ist nicht schwer zu erraten, um eine Anthologie berühmter und weniger berühmter Autorentexte zum Thema Lesen. Meine Skepsis gegenüber Büchern die vom Lesen handeln war schon vor der Lektüre groß, jetzt ist sie bergehoch. Den Anfang von „Tage des Lesens“ macht ein Text von Marcel Proust, aus dem der Titel des Bändchens entnommen ist. Wie bei Proust üblich, sind die Sätze länger als der nibelungische Lindwurm und mit derart vielen intertextuellen Bezügen gespickt, dass ich aus dem Blättern in meinem literatischen Handapparat gar nicht mehr herauskomme. Zum Glück war mir Gerard Genettes Erzähltheorie noch im Hinterkopf, die mir beim Lösen der Erzählknoten behilflich sein konnte. Aber zurück zur Lektüre. Im Vergleich zu dem Geschwafel über die lebensverändernden Lesegewohnheiten von Autoren wie Eugen Roth, Cornelia Funke, Cara Amir Hassan Cheheltan und anderen nimmt sich der Proustsche Text regelrecht erfrischend aus. Nach der Hälfte des Buches habe ich es weggelegt. Vielleicht warten noch große Geschichten auf mich, in denen ich zum hundertsten Male von der Bedeutsamkeit des Lesens überzeugt werde und die nicht schwadronieren, sondern gut erzählen. Mag sein. Ich werde es nicht erfahren. Weder dieses noch im nächsten Jahr und schon gar nicht im Jahr danach. Meine Lektüre zwischen den Jahren suche ich mir im Einzelnen lieber selbst aus. Zum Beispiel lese ich gerade „Die Stadt ohne Wind“ auch aus dem Insel-Verlag. Sehr lesenswert!

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