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Bayreuth
Samstag, 20. April 24

Und trotzdem

Götterdämmerung am Landestheater Coburg Noch immer stören sie:...

Auf Botschaft sendet sich’s nicht mehr?

Ein neuer Parsifal im Staatstheater Nürnberg Ein Stück,...

Tief ins mittelalterliche Bayreuth

Klein, aber archäologisch fein: eine Broschüre über...

Igor Strawinsky

War hierIgor Strawinsky

Er hat sie gehasst: die Festspiele. Doch musste auch er nach Bayreuth fahren, doch nicht, um dem „Meister“ und der „Meisterin“ seine Reverenz zu erweisen, sondern um sich selbst ein Bild zu machen. Es sah schrecklich aus, dort oben am Hügel: „Es war wie ein Krematorium (und zudem noch ein sehr veraltetes).“ Dann beginnt der Parsifal: „Ich kroch ganz zusammen und rührte mich nicht. Nach einer Viertelstunde hielt ich es nicht mehr aus.“ Die Pause brachte kaum eine Erlösung von den Qualen, auch wenn ein paar Würstchen und ein Bier die Nerven beruhigten, bevor die Fanfare zum 2. Akt den Genuss einer Zigarette vernichtet. Und so geht es weiter: „Dann sind wieder die Würstchen an der Reihe, wieder ein Bier, wieder die Fanfare, wieder die Andacht, wieder ein Akt – der letzte. Fertig!“ Nein, Strawinsky, dem die Musik des Parsifal, wie er später bekannte, angeblich fern stand, konnte, als er mit 30 Jahren die Festspiele besuchte, dem Theater als Tempel und der Religion als Kunst partout nichts abgewinnen. Gerade hatte er das Ballett Petruschka komponiert, im nächsten Jahr, 1913, sollte Le sacre du printemps einen beispiellosen Aufruhr verursachen: auch eine Art „Weihespiel“ – doch ein schier heidnisches. Spätestens mit dem Frühlingsopfer schrieb sich Strawinsky tief in die Musik- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts ein. Dass ihn Parsifal doch interessierte, bezeugen indes seine drei japanischen Lieder, die er just 1912 und 1913 komponierte. Und wer weiß: Vielleicht waren es auch die Weihedünste des Bayreuther Parsifals, die ihn zum herrlichen Exzess des Sacre du printemps provozierten…

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