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Donnerstag, 25. April 24

Vom Grünen Hügel

Tonbandgespräche mit Wolfgang Wagner Bayreuth 14. August 1999...

Und trotzdem

Götterdämmerung am Landestheater Coburg Noch immer stören sie:...

Auf Botschaft sendet sich’s nicht mehr?

Ein neuer Parsifal im Staatstheater Nürnberg Ein Stück,...

Friedrich Leers – Die Ruinen von Bad Bernek 

Hinter den KulissenFriedrich Leers - Die Ruinen von Bad Bernek 

In Hof hielt ich mich nur einen Tag auf. Diese Stadt, welche beinah fünftausend Einwohner zählt und mehr als sechshundert Häuser, ist der Sitz eines Landeshauptmanns und hat außer den drei kleinen Städten Münchberg, Lichtenberg und Naila noch vier Marktflecken und vier Dörfer unter sich. Sie ruht am Fuße einer ansehnlichen Bergkette, und wird von den Wellen der Saale gespült, die drei kleine Meilen von hier bei Zelle unter einem Baum ihre Quelle hat. 

An einem schönen Morgen reiste ich von hier ab, über Münchberg und Gefrees. Von hier fing die Gegend an, sich von neuem zu verwildern; der Weg senkte sich zwischen Steinklippen, welche bei jedem Schritte links und rechts höher ragten und zuletzt, als froh, schroffe Felsenmauern mit ihren Gipfeln nachbarlich den Himmel grüssten. 

Links unten murmelte am Wege ein schmaler Bach von Weiden und Erlen geschirmt, zwischen den hochgrasigten Ufern hin. – Ich erwartete etwas Außererdenkliches, Denn ich stand hier am Fuße des berühmten Fichtelgebirges – und ward nicht getäuscht. 

Hoch über mir links auf dem kahlen sonnigen Gipfeln der Felsen traten auf drei verschiedenen Gegenden in romantischer Pracht, von leicht schwebenden Gesträuchen umwebt, die braunen Trümmer von Burgen und halb eingestürzten Warten hervor. – Es waren die Ruinen von Bernek! – Tief unten, wie in ein weites Grab gesenkt, zwischen den aufgetürmten Felsenmassen, so freundlich und still mit seinen schwärzlichen Schindeldächern das Städtlein her, welches von jenen bewunderungswürdigen Überresten des Altertums seinen Namen entlehnte. 

Die Etymologisten haben sich weidlich gestritten über dieses Namens Herkommen; da meinten einige, in diesen wilden Gründen hätten die Bären ihre Hekke und Zucht vor Zeiten gehabt; andere versicherten, an der Gebirgsecke müssten sonst liebliche Beeren den Pilger freundlich herangelokt haben, und neulich behauptete noch ein anderer, dass die uns bekannten ältesten Bewohner dieser Gegenden, die Slawen und eigentlicher, Sorben, hier auf den Berggipfeln, ihrem Donnergotte Perun, oder Perkune, Tempel und ein unverlöschliches, heiliges Altarfeuer gehalten hätten. 

Ich will keinem widerstreiten. Alles was man für solche Meinungen auftreiben kann, sind Wahrscheinlichkeiten ohne Kraft der Beruhigung; mühsame, und dankbare Arbeiten, welche der Geschichte und dem menschlichen Heil wenigen, oder keinen Vortheil zu führen; leuchtende Spiele des Wizzes, ohne Wärme. 
Gelockt von dem prächtigen, ehrwürdigen Anblick der Ruinen, eilt ich nach dem Städtchen und von da aus empor zu ihnen. Es krümmte sich der schmale Pfad allmählich am schroffen Felsen hindern, kleine Hütten lehnten sich nach unten an den Abhang dieses Berges, mit ihrem Gärtchen und halb zerfallenen Zäunen. Weit hinauf bauten die Schwalben nachbarlich ihr Nest.
Wie die friedlichen Hütten dort unten so fahrlos ruhen, inzwischen ungeheure Felsenstücke grausen drüber hinschweben und ihren Absturz drohn!
Ein grünes Nez von Rankengewächsen ums spinnt freundlich die herunterdrohende Last und scheint sie allein noch an ihrer Stelle zu fesseln.

Wunderbar durcheinander gewürfelte Felstrümmern liegen in schauerlichem Gemisch umher, jeden Augenblik bereit, in die schwindlichte Tiefe prasselnd hinunter zu fahren; nur ein karges Moos, ein mageres Steingras grünt dort und hie.

Endlich ist der Berg erstiegen; manches müde Ach! ward geseufzt und mancher Schweißtropfen perlte auf den heißen Fels hinab.

Ein alter, hoher, vierekkigter Thurm erhebt sich majestätisch da, wo sich der Schlossberg absenkt zur Stadt. Einsam wehen eben in den Rissen und Brüchen seines Gemäuers einzelne Halme und die nickende Distel. Rings umher zu seinen Füßen ruht eingesunkenes Mauerwerk, verwittert und bemoost. – Dies war die weiland feste Burg – Bernek!

Wo sind die Helden, welche einst aus deinen Thoren hervorstürzten beim klingenden Spiel der Waffen? – Wo die lieblichen Dirnen welche den frommen Rittern die glühende Stirn kühlten nach der Heimkunft vom Abenteuer der Fehde oder vom wilden Thurney? – Ich höre nicht mehr der vollen Becherklang, der Ritter Kriegeslied, der Knappen und Zofen muntern Scherz.

Sind verweht, die Gebeine der Helden, erloschen ist ihrer Thaten Gedächtniß! In diesen morschen Trümmern nistet nun Verwesung; Fledermaus und Eulen flattern bei Nacht um des alternden Thurmes Höh‘ und unter moosigen Gestein bettet sich der Salamander.

Ausschnitt aus Meine Wallfahrt nach Paris – 1796 vom Christoph Friedrich Leers (1769 – 1825). Christoph Friedrich Leers wurde in Wunsiedel geboren und war ein deutscher Kaufmann, Fabrikant und Magistratrat der Stadt Bayreuth. Leers beteiligte sich im hohen Maße am öffentlichen Leben und engagierte sich für die verschiedensten sozialen Einrichtungen im Bayreuth seiner Zeit. Seinen Nachlass stiftete er zur Errichtung des Leers’schen Waisenhauses.

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