Musik zur Zeit von Markgraf Georg Wilhelm
Jaroslaw Thiel / Wroclaw Baroque Orchestra
Der hohe Norden galt den Menschen der Vorzeit als ein paradiesisch-mythischer Ort, an dem ungeschlachte Krieger und feurige Helden eine enge Verbindung mit dem Gott Apollon unterhielten, dem Kult und der Kunst gleichermaßen zugetan. Das ewige Eis und die klirrenden Nächte des Nordens faszinierten auch die Künstler des Barock, und ab 1700 entwickelte sich in Hamburg, London, Berlin und Stockholm eine spezifisch nordische Operntradition, die in ihrer Musiksprache stellenweise bereits die Romantik vorwegnahm. Vor allem Markgraf Wilhelm von Bayreuth förderte die Komponisten dieser Schule, war er doch von Opern gleichermaßen begeistert wie von Militär und Kriegertum.
Der tschechische Bariton Tomáš Král kleidet sich in Rüstungen und Königsmäntel, setzt sich Kronen und Kriegshelme auf und erforscht zusammen mit dem Wrocław Baroque Orchestra unter der Leitung von Jarosław Thiel den barocken Norden. Komponisten wie Heinichen, Händel, Schürmann, Telemann, Keiser und Ariosti haben sich ebenso wie der heute fast vergessene schwedische Tonschöpfer Johan Helmich Roman den sagenhaften Helden der Westgoten, Langobarden und Schwedenkönige angenommen. Die Baritonstimme, die oftmals in die Rolle eines gestrengen Priesters oder grausamen Widersachers gedrängt wird, dringt hier in den hohen Norden vor und ergründet die menschlichen Tiefen legendärer Herrscherfiguren.