Oratorium in zwei Teilen – Markellos Chryssicos /Armonia Atenea
Nach dem Vorbild der Uraufführung in reiner Männerbesetzung
Kerzenlicht-Konzert
Die Oper hatte es nicht leicht im Rom des 17. Jahrhunderts, zu sehr war sie als weltliche Gattung der päpstlichen Zensur ausgeliefert. Kein Wunder also, dass Oratorien geistlichen Inhalts zu den bevorzugten und erfolgreichsten Werken im Kirchenstaat zählten. Der skandalumwitterte Lebenswandel des Bologneser Musikers Alessandro Stradella hätte selbst hinreichend Stoff für zahlreiche Opern gegeben – das beweist zumindest Friedrich von Flotows romantische Oper von 1844 –, als Komponist jedoch konnte sich Stradella in erster Linie durch seine zukunftsweisende Instrumentalmusik und durch seine für Rom komponierten Oratorien einen Namen machen.
Anlässlich der Palmsonntag-Feierlichkeiten 1675 komponierte er für die Kirche San Giovanni dei Fiorentini die populäre Bibelerzählung über Johannes den Täufer, der an den Hof des Herodes kommt, um die unzüchtige Verbindung zwischen dem Herrscher und dessen Geliebten Herodias zu verurteilen. Bekanntermaßen verliert der heilige Mahner dabei seinen Kopf, zu verführerisch hatte Herodias Tochter für Herodes getanzt – ein Stoff, der bis zu Richard Strauss’ Salome wie kaum ein anderer Musik- und Kunstschaffende aller Jahrhunderte inspiriert hat. Stradellas Oratorium ist ein frühes Meisterwerk differenzierter Klanggestaltung, das die einzelnen Figuren musikalisch komplex ausdeutet. Da die Uraufführungsbedingungen „Salomes Tanz der sieben Schleier“ unmöglich machten – Frauen waren auf der Bühne ebenso verboten wie die szenische Darstellung biblischer Inhalte –, verzaubert die junge Prinzessin hier durch ihren Gesang – ein Wunderwerk musikalischer Verführungskunst! Getreu der Uraufführung präsentiert das Bayreuth Baroque Opera Festival dieses viel zu selten gespielte Werk in reiner Männerbesetzung.