Emmanuelle De Negri – Orpheus Britannicus
Brice Sailly
Henry Purcell wurde schon zu Lebzeiten als bedeutendster Komponist der britischen Insel gefeiert; nicht von ungefähr verlieh man ihm den Beinamen „Orpheus Britannicus“, war er es doch, der der britischen Musik erstmals ein eigenes Gesicht und eine eigenständige Identität gab. In Bezug auf Purcell schrieb kein Geringerer als Nikolaus Harnoncourt: „Begünstigt durch die Insellage konnten sich die Engländer weitgehend von den europäischen Trends isolieren und entwickelten so ihre eigene Art, Kunst zu produzieren und zu konsumieren. In der Barockzeit, in der sonst überall die äußere Wirkung wichtig war, kam es den Engländern viel mehr auf den Inhalt, auf die Tiefe der Aussage an.“ Henry Purcell beeinflusste die angelsächsische Musikwelt wie kaum ein zweiter Komponist, und das, obwohl er bereits 35-jährig am Höhepunkt seines Schaffens starb, nachdem er mit dem bewegenden „From rosy bow’rs“ seinen letzten von unzähligen Songs zu Papier gebracht hatte.
Die gefeierte französische Sopranistin Emmanuelle de Negri und der Cembalist Brice Sailly widmen sich in diesem Konzert den intimen Melodien und Klängen des britischen Barden, dessen Musik man immer wieder auch – in Anlehnung an den mythischen Sänger Orpheus – psychologisch heilsame Wirkungen nachsagte; ganz den Worten seines Landsmannes William Shakespeare entsprechend: „Ein feierliches Lied kann bestens heilen den vom Irrsinn ergriffenen Verstand.“