von Eugene Ionesco
Der König stirbt, umgeben von seinem Hofstaat. Der Palast zerfällt, das Reich schrumpft und löst sich auf, genauso wie sein dahinsiechendes Staatsoberhaupt. Der Monarch, zugleich Wissenschaftler, Feldherr und Künstler, feilscht wortgewaltig um sein Leben. Die Zeugen seines Ablebens – zwei streitende Königinnen, ein pessimistischer Arzt, der letzte Wächter und das erschöpfte Dienstmädchen – machen ihm unmissverständlich klar, wie es um ihn und sein Reich bestellt ist. Einen Ausweg gibt es nicht, kein Entrinnen, das Schicksal steht fest: Der König wird am Ende des Theaterabends sterben, angezählt und minutengenau.
Ionescos absurdes Stück ist mehr als nur die Beschreibung eines Sterbeprozesses oder des Niedergangs eines Reiches. Es ist nach 60 Jahren erschreckend aktuell: ein Spiegelbild unserer eigenen politischen und gesellschaftlichen Situation. In seiner Clownerie und seinem absurden Humor ist es eine Feier des Theaters und ein Plädoyer für das Leben.
Eugène Ionesco (1912-1994) gilt als einer der wichtigsten Vertreter des absurden Theaters der 1950er und 60er Jahre. Während seine frühen Stücke noch als Skandalerfolge auf die Bühnen kleiner Avantgarde- und Studententheater kamen, finden sich seine Werke heute im gängigen Repertoire der wichtigsten französischen und internationalen Theater.