Die Sopranstimme des brasilianischen Sängers Bruno de Sà verfügt nicht nur über eine erstaunliche Höhe, sondern auch über eine Biegsamkeit und Wendigkeit, die sich spielend den waghalsigsten Partituren fügt und dank ungemeiner Ausdruckskraft jeder Arie emotionale Tiefe verleiht. Seine mächtige und zugleich sanfte Stimme, gepaart mit einer außergewöhnlichen Intensität und Musikalität, macht Bruno de Sà zu einer Ausnahmeerscheinung auf den Bühnen dieser Welt.
In dem Programm Roma Travestita widmet sich der junge Künstler der römischen Oper zwischen den Jahren 1720 und 1760. Da es Frauen zu dieser Zeit im Kirchenstaat untersagt war, als Schauspielerinnen oder Sängerinnen öffentlich aufzutreten, und man trotzdem nicht auf den Genuss von Opernaufführungen verzichten wollte, mussten Kastraten in die weiblichen Rollen schlüpfen; und derart maskiert verdrehte so mancher Kastrat seinem männlichen Publikum den Kopf. Montesquieu zum Beispiel berichtet aus seinem Aufenthalt in Rom: „Ein junger Engländer, der einen dieser Kastraten für eine Frau hielt, entbrannte in rasender Liebe zu ihm, und man ließ ihn in dieser Leidenschaft mehr als einen Monat lang schmachten.“ Viele der bedeutendsten Komponisten der Zeit ließen es sich nicht nehmen, den gefragten männlichen Sängerstars „weibliche“ Arien über Liebe und Eifersucht, Freude und Schmerz in die Kehle zu komponieren. Gemeinsam mit dem Ensemble Il Pomo d’Oro unter Francesco Corti leiht Bruno de Sà den Bühnenheldinnen von Alessandro Scarlatti, Antonio Vivaldi, Giuseppe Arena und vielen anderen seinen strahlenden und berührenden Sopran.