Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bayreuth e.V. lädt ein zu einem Vortrag über den 1884 geborenen polnischen Forscher, Bronisław Malinowski, der als „Darwin der Anthropologie“ bezeichnet wird. Berühmt wurde er durch seine Studien über die ursprünglichen Stämme Neuguineas, mit denen er die gesamte Methodik der Kulturforschung revolutionierte.
Er gilt als „Vater der Feldforschung“, wie sie heute zum Kernstück der empirischen Arbeit der Anthropologie geworden ist. Malinowski propagierte und betrieb selbst Feldforschungsaufenthalte mit engem Kontakt zu den Informanten über einen langen Zeitraum hinweg. Feldforschung hieß für ihn teilnehmende Beobachtung: Der Forscher teilt über einen längeren Zeitraum das Alltagsleben und die Arbeit mit den von ihm erforschten Menschen und beobachtet diese dabei. Eine wichtige Forderung der teilnehmenden Methode war es außerdem, „dass man sich aus dem Umgang mit anderen Weißen herauslöst und in möglichst engem Kontakt mit den Eingeborenen bleibt.“
Geboren in polnischem Krakau, das damals von Österreich besetzt war, lernte Malinowski dort an der Jagiellonen Universität und ging dann 1910 nach England, wo er an der London School of Economics Anthropologie studierte und später auch lehrte. 1914 reiste er auf die Trobriand-Inseln, und seine Feldforschung dort fruchtete 1922 in seinem vielleicht berühmtesten Buch „Argonauts of the Western Pacific“. Einer seiner Studenten war der spätere erste Präsident von Kenia, Jomo Kenyatta, dessen Doktorarbeit „Facing Mount Kenya“ unter der Leitung und mit einem Vorwort von Malinowski 1938 entstanden ist.
Zu seinem Gedenken werden seit 1959 jährlich Vorlesungen an der London School of Economics unter dem Namen „Malinowski Memorial Lecture“ gehalten. Es ist eine Vorlesungsreihe, die von der Abteilung für Anthropologie dieser 1895 gegründeten Universität zum Gedenken an Professor Bronisław Malinowski veranstaltet wird, der als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Fachs gilt.