Das pittoreske Kitzbühel hat nicht nur bedeutende Schifahrer und Bergsteiger hervorgebracht; 1665 wurde hier der bis heute leider weithin vergessene Komponist Benedikt Anton Aufschnaiter geboren, der in Wien studiert hatte und ab 1705 die Stelle des Kapellmeisters am fürstbischöflichen Hof in Passau übernahm, wo er 1742 auch starb. Entsprechend seiner Anstellung an einem katholischen Bischofssitz sind von Aufschnaiter in erster Linie geistliche Werke überliefert, darunter eine Sammlung von acht vierstimmigen Kirchensonaten namens Dulcis Fidium Harmonia op. 4, in der Aufschnaiter sich jeweils einem der großen Heiligen und Kirchenväter wie Gregor, Augustinus, Hieronymus, Markus und Johannes widmet.
Gunar Letzbor, musikalischer Leiter des Ensembles Ars Antiqua Austria, hat sich der Kirchensonaten Aufschnaiters intensiv angenommen: „Als ich erstmals die Musik dieses Komponisten hörte, war ich sofort begeistert. Eine hochentwickelte, eigenständige musikalische Sprache mit ausgeprägtem österreichischen Kolorit fesselte meine Sinne. Leidenschaft, Freude, Angst, Verzweiflung, Liebe, Gottesfurcht, Zärtlichkeit …“ Bei all der emotionalen, auf die Transzendenz gerichteten Ausdruckskraft erstaunt Aufschnaiter auch durch seine satztechnischen Fähigkeiten und seine Meisterschaft im Erzeugen unterschiedlichster Klangfarben. Gunar Letzbor fragt sich: „Aufschnaiter ein katholischer Bach? Eine gewagte Frage, aber urteilen Sie selbst!“