In Bareuth – Opernhaus – Theater – Visite bey Jean Paul – Seine Frau erkennt mich und denkt nicht an odiosa. Er war nicht lange am Ort – genau genommen nur einen halben Samstag (den 30. März 1811), eine Nacht und einen Morgen. E. T. A. Hoffmann kam, über Hollfeld reisend und dort nächtigend, von Bamberg herüber, wo er seit 1808 lebte, zunächst als Kapellmeister am Theater angestellt war, dann als freischaffender Komponist, Theatermaler, Gesangslehrer und Schriftsteller sein Auskommen fand. Vielleicht ahnte Jean Paul, mit welcher Kapazität er es zu tun hatte, als er in die Friedrichstraße, Haus Nr. 8, eintrat, auch wenn der kleine Mann noch längst nicht den Weltruhm erlangt hatte, der ihn international schon im 19., bei den Deutschen im 20. Jahrhundert ereilen sollte. Die „verdrießlichen Geschichten“: das war eine Frauengeschichte von 1802. Damals hatte Hoffmann die Verlobung mit einer Freundin Karoline Richters gebrochen, woran sich Jean Pauls Ehefrau offensichtlich nicht mehr erinnerte oder erinnern wollte. Hoffmanns Kurzreise nach Bayreuth war ein Gegenbesuch, denn Jean Paul hatte den Kollegen im August des vorigen Jahres in Bamberg getroffen: beim Verleger Kunz, der bei ihm ein auf den Komponisten wie den Dichter bezügliches Vorwort zu den Fantasiestücken des Bamberger Kollegen bestellen sollte. Hoffmann war ein guter Musiker – hat er der Familie und dem musikliebenden Jean Paul etwas vorgespielt? E. T. A. Hoffmann starb vor 200 Jahren, am 25. Juni 1822 in Berlin – ein Mann, der mit dem anderen großen Dichter so wenig warm wurde wie der mit ihm. Doch wo steht geschrieben, dass sich große Geister unbedingt verstehen müssen?