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Das Stadtbad

BauwerkeDas Stadtbad

Das Gebäude war einmal, zumindest in Bayern, einzigartig. Denn beim Bayreuther Stadtbad handelt es sich um das einzige derartige Hallenschwimmbad der Zwanziger Jahre, das im Land realisiert wurde. Schade also, dass der Bau inzwischen so stark modernisiert und seiner ursprünglichen Gestalt beraubt wurde, dass er nicht mehr unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Doch obwohl es sich um eine reine Gebrauchsarchitektur handelt, hat sie immer noch ihre Meriten.

Den Entwurf zum bayernweit einzigartigen Bad entwarf Hans Schmitz, der seit 1909 an der Landesgewerbeanstalt sowie als freischaffender Architekt in Bayreuth beschäftigt war und 1929 zum Oberbaurat ernannt wurde. Einige seiner Werke sind noch erhalten und bekannt: der städtische Bauhof von 1928, die Rotmainhalle von 1935, die Gaststätte Hindenburgstr. 3 von 1937 und die Stadthalle, die er zusammen mit Hans Reissinger dem markgräflichen Reithaus abgewann. Reichen die Planungen für das Bayreuther Stadtbad auch in das Jahr 1906 zurück, konnten sie erst 1927 bis 1929 verwirklicht werden: hinter der damals noch existierenden markgräflichen Mainkaserne, wobei man die Exerzierhalle in rechtem Winkel zum Neubau integrierte und in ihr zwei Turnhallen einrichtete. So kamen Sport und Schwimmen, Körperertüchtigung und Volksgesundheit zwanglos zusammen. „Kein Fremdkörper steht neben dem alten Barockbau“, hieß es 1929 im Bayreuther Tagblatt, „vielmehr ordnet sich diesem das Stadtbad in seiner Architektur unter“.

Was aber macht den Bau in Bayern so einzigartig? Die Schwimmhalle befindet sich zum einen nicht im Erd-, sondern im Obergeschoss. Ungewöhnlich war zum Anderen die Trennung von Schwimmhalle und Umkleiden. Sie ging, wie Schmitz 1932 im Jahrbuch für das Badewesen schrieb, auf einen Artikel des Oberingenieurs L. Volk aus Gießen in  der Zeitschrift Der Gesundheitsingenieur von 1925 zurück und sollte – abgesehen von den hygienischen Vorteilen – zu einer „.einwandfreien technischen und zugleich reizvollen architektonischen Raumlösung“ führen. Diese Trennung eröffnete auch die Möglichkeit, die Galerien vor den Umkleiden, die als Barfußgang und als Zuschauerraum dienten, zu entfernen und so einen Reinigungszwang zu bewirken: „Die Schwimmhalle konnte freibleiben von den raumzerteilenden Galerien, die doch in den meisten Fällen für den Architekten nur ein notwendiges Übel sein mussten. Die Auskleidekabinen wurden in zwei Längsreihen mit dazwischenliegendem Barfußgang angelegt. Hierdurch wurde die zwangsläufige Führung durch den Reinigungsraum und gleichzeitig die gesonderte Heizung und Lüftung von Schwimmhalle und Auskleideräumen erreicht.“ Gemeint war vermutlich eine umlaufende, nicht die existierende Galerie, also die einseitige Zuschauerempore an der Schmalseite. An der gegenüberliegenden Seite aber öffnen sich durch den Wegfall einer Empore hohe rechteckige, fast bodenlange Fenster, durch die das Licht in die Halle hineinstrahlen kann. Für die Optik und Kommunikation entscheidend war einmal die Tatsache, dass die Umkleiden an der östlichen Langseite und die Schwimmhalle nicht durch massives, sondern durch befenstertes Mauerwerk getrennt wurden. Heute kann man dort separiert plantschen.

Da die Gitter in der Hallendecke, die die Abluft über Lüftungskanäle im Dachstuhl nach draußen befördern, schon damals kaum sichtbar waren, gehorcht die Form nicht unbedingt der Funktion; die Technik vermag nicht die Ästhetik des Raums zu stören, der an einen antiken Badetempel erinnern soll. Wo allerdings, in der Schwimmhalle, rundbogige Rahmenbinder aus Eisenbeton und der Schornstein des Kesselhauses begegnen, wird die Nähe zu den gleichzeitig entstandenen Fabrikbauten deutlich; von hier zum Fagus-Werk in Alfeld (1911) und zum Berliner Stadtbad in Berlin-Mitte ist es trotz der Kopfbauarkaden nicht weit. Noch heute fallen die straßenseitigen Türme der neoklassizistischen Architektur mit ihrem Satteldach und Dreiecksgiebel auf, unter denen die Fahnen aufgehängt werden konnten, die aus dem Konglomerat aus Turnhalle, Verbindungsbau, Schwimmhalle und Kesselhaus ein nationales Sinnbild machen sollten.

Mag auch das Stadtbad nicht mehr in seiner authentischen Gestalt erhalten sein: die Reste sind beeindruckend genug – wovon schon der Bronzeputto mit Badekappe, ein Werk des Coburger Bildhauers Edmund Meusel in der Vorhalle des Bauwerks, einiges erzählen könnte. Oder, wie Yasmin Renges, die Kennerin der Bäderarchitektur der Zwanziger Jahre, geschrieben hat: „Bei einem Abbruch würde die ganze Bäderepoche eines Bundeslandes ausgelöscht werden. Die baulichen Veränderungen, die zum Teil gattungsspezifisch und charakteristisch für das Hallenschwimmbad sind und zu dessen Nutzungserhalt beitragen – was auch von der Denkmalpflege wünschenswert ist – dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass der Architektur ihre notwendige Unterschutzstellung versagt wird.“ Für die Freunde des Badens – und des nach wie vor bemerkenswerten Bauwerks.

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