Jeder kennt es, aber das stadt- und bauhistorisch bedeutende Bauwerk ist zugleich das unterschätzteste Gebäude der Bayreuther Innenstadt. Kein Wunder: wer es betritt, tut‘s meist nur deshalb, um das Finanzamt zu besuchen, denn ein Schauschloss ist das Gebäude nur von Außen. Ursprünglich stand hier, an der Nordostecke der Stadtbefestigung über dem Abhang zum Roten Main, die alte Feste des Adelsgeschlechts der Meranier. Im 16. Jahrhundert begann man unter Markgraf Georg Friedrich mit dem Markgrafenbau. Im Erdgeschoss des Ostflügels kann man noch die aus der Renaissance stammenden Kreuzgratgewölbe auf Rundpfeilern besichtigen. 1565/66 entstand der spektakuläre und architekturhistorisch fast einzigartige Treppenturm nach dem Plan Caspar Vischers. Er realisierte eine Idee, die er indirekt von Leonardo da Vinci übernommen hatte: um eine im Kern befindliche Wendeltreppe führt eine breite Schneckenrampe bis unter das Kranzgeschoss. Ende des 16. Jahrhunderts wurde ein Nordflügel von Jakob Frauler ausgebaut, doch ist er wie seine Renaissancegiebel 1753 unwiederbringlich vernichtet worden. Dann entwarf Michael Mebart den Marstallbau und die Erdgeschosse des Kurfürstenbaus, auch den Ost- und Nordflügel um den alten Ehrenhof, dem heutigen Innenhof.
Unter Markgraf Christian Ernst wurde das Schloss, das als rechteckiger Saalbau mit Treppenturm begann und als geschlossene Vierflügelanlage mit repräsentativem Ehrenhof endete. Unter Elias Gedeler erhöhte man die Flügel um den Innenhof dreigeschossig, bevor Charles Philippe Dieussart sämtliche Hoffassaden durch Vorblenden von Arkaden- und dorischen Kolossalpilastergliederungen mit betonten Triglyphen vereinheitlichte. Schließlich erweiterte Leonhard Dientzenhofer mit einem Nord- und Westflügel die gesamte Anlage. Seine Vollendung erfuhr das Schloss durch den Architekten Paul Decker, der unter Markgraf Georg Wilhelm die stadtseitigen Süd- und Südostflügel anbaute. Als jedoch 1753 die Anlage brannte, wurden die alte Schlosskirche, der Nordflügel und das Obergeschoss des Westflügels, somit das einstige absolutistische Gesamtgefüge der Vierflügelanlage zerstört, der der heutige Innenhof vorgelagert war. Auch er hat seine Gestalt entscheidend verändert: der 1700 errichtete Brunnen mit dem Reiterbild Christian Ernsts – vom Hofbildhauer Elias Räntz, dem Bayreuther Bernini – steht heute, ideengeschichtlich und räumlich zweckentfremdet, vor dem Neuen Schloss.
Im Hof des vom prunkliebenden Markgrafen bewohnten Schlosses würde das fürstliche Denkmal des Hochbarock wesentlich mehr Sinn haben. Wer heute das Schloss besucht, kann im Treppenhaus den Stuck Bernardo Quadris bewundern. Aus der älteren Epoche stammen gleichfalls die faszinierenden Medaillons mit den Brustbildern von üppig ausgestatteten Göttinnen und Hofdamen, markigen Göttern, Helden und Herren, die zwischen 1630 und 1700 von Abraham Graß, Elias Räntz und seiner Werkstatt an den Fassaden des Kurfürstenbaus und des Ehrenhofs angebracht wurden. Zum Ensemble gehören auch die Brunnen auf dem Markt: denn die Fama (der Trompetenengel) und der Herkules zeigten schon damals an, in welche Richtung der Weg gehen sollte – hin zu einem Herrscher in (s)einem Schloss, von dessen Pracht immerhin noch ein Innenhof, ein Durchgangsportal zum Binnenhof, ein wenig italienischer Stuck und nicht weniger als 66 fantastische Büsten zeugen, die in Franken ihresgleichen suchen.