Zur Vorstellung des 2025er-Programms
„In diesem Jahr“, heißt es im Pressezettel, „präsentieren wir dem Publikum die herausforderndste Produktion, die es bei Bayreuth Baroque je gab.“ Bei der Vorstellung des Programms der 6. Auflage des erfolgreichen Bayreuth Baroque-Festivals, das sein Zentrum im Unesco-Welterbe Markgräfliches Opernhaus hat, wird Max Emanuel Cencic genauer: In Francesco Cavallis Pompeo Magno müssen nicht weniger als 13 solistische Partien besetzt werden.
Also Cavalli! Hat sich das Festival, das jüngst als „Bestes Festival“ den Opera Award verliehen bekam, bislang vor Allem der neapolitanischen Opera seria gewidmet, also der Oper des 18. Jahrhunderts, betritt man 2025 mit einer Perle der venezanischen Oper des 17. Jahrhunderts quasi Neuland. Cencic erläutert die besonderen Qualitäten dieses Werks, das noch nicht szenisch gebracht wurde: Das Stück, eine Art Don-Quichotterie, bringt quasi das venezianische Dogentum auf die Bühne. Die Inszenierung wird denn auch venezianische Züge tragen. Musikalisch wird dieses „Welttheater“ von der Capella Mediterranea unter Leonardo Garcia Alarcón getragen; als besonderen Gast erwartet man Dominque Visse, der noch unter dem Altmeister Alfred Deller studiert hat. Und da 2025 die geplante zweite Oper aufgrund der Verschiebung der Eröffnung des Fridrichsforums ins Wasser des Roten Mains fällt, wird man den Cavalli fünf-, nicht viermal spielen.
Was sonst noch spektakulär ist an den weiteren 10 Vokal- und Instrumental-Programmen, ist beispielsweise ein Kerzenlichtkonzert mit Mariana Florès, einer Grenzgängerin zwischen Klassik und Moderne; einem größeren Publikum wurde sie bekannt, als sie in der Eröffnungszeremonie der diesjährigen Olympiade mitwirkte. Julia Lezhneva und Franco Fagioli, die während des ersten Festivals Triumphe feierte, werden einen gemeinsamen Recital-Abend geben, Freunde des Grafs von Monte Christo dürfen sich auf ein Konzert mit thematisch passenden Arien aus dem 17. und 18. Jahrhundert und dem Countertenor Rémy Brès-Feuillet freuen. Schließlich werden ein Gala-Dinner in Schloss Birken und ein Brunch in der Orangerie der Eremitage das Festival abschließen – auf dass es auch 2025 unter den besten Festivals rangiere.
Frank Piontek